Condemned - A Dying Art

condemned

Stil (Spielzeit): Death / Grind (33:28)
Label/Vertrieb (VÖ): Underground Movement (24.09.10)
Bewertung: 7 / 10

Link:
http://www.myspace.com/condemnedmetal

Eine sterbende Kunst... Wie Recht sie damit doch haben. Leider. Was heutzutage so auf den knüppelharten Stromgitarrenmarkt geworfen wird, kommt ja jetzt irgendwie nur noch in den seltensten Fällen ohne Breakdowns und den ganzen bunten „Core“-Kram aus. Da lobt man sich doch jede der wenigen Veröffentlichungen, welche dagegenhalten, das aussterbende Handwerk des Oldschool-Deathmetals tapfer fortführen und „Core“ nicht sondiert von „Grind“ schreiben können. Oder wollen. Denn von mangelnden Fähigkeiten kann man im Fall von CONDEMNED wohl eher nicht sprechen. Zumindest nicht mehr, nachdem man sich deren ausgefeiltes Debutalbum „A Dying Art“ zu Gemüte geführt hat. Denn obwohl ich soeben die Bezeichnung „Oldschool-Deathmetal“ in die Tasten gehauen habe, kann man die vier Jungs aus Irland wohl mit Fug und Recht ebenso als innovativ und deren Mucke als variantenreich bezeichnen. Und nicht bloß das. Hinzu kommt, dass dieser Variantenreichtum auch noch auf hohem Niveau dargeboten wird. Vier von fünf durchschnittlichen Metalcore-Songs könnten die Jungs mit Sicherheit ohne Probleme nachspielen. Doch das wird wohl kaum in deren Interesse liegen...

Denn CONDEMNED frickeln lieber auf die groovende Tour. Das wird schon mal gleich mit dem nackenbrechenden Opener „The dark place“ klargestellt. Nachvollziehbare Rhythmen, wie sie auch auf alten SIX FEET UNDER-Scheiben zu hören sind, werden mit einem deutlich fetteren Soundgewand versehen und mit einigen Spielereien der Marke THE DILLINGER ESCAPE PLAN kombiniert. Das lässt schon mal hoffen. Und auch im zweiten Track wird die Snare sehr gerne im Halbsekundentakt angeschlagen. Kopfnicken wird bei den Iren also ganz groß geschrieben. Doch sollte man an dieser Stelle nicht den Fehler machen, den vier Knüppelbarden die durchgehende Simplizität einer Band wie DEBAUCHERY oder eben SIX FEET UNDER zu unterstellen. Parallelen sind zwar durchaus vorhanden, doch machen sich die Herren von der grünen Insel noch sehr viel mehr Gedanken über das Songwriting und die Arrangements. Vielleicht zu viele Gedanken. Denn die vorliegende Scheibe „A Dying Art“ ist erst ganze siebzehn Jahre nach Gründung der Band erschienen. Zwischendurch gab es lediglich kleinere Lebenszeichen in Form von drei eigenproduzierten Demos. Das wirft nun natürlich die Frage auf: Hat sich das Warten, sofern man denn überhaupt hierauf gewartet hat, gelohnt?

Und die Antwort auf diese Frage lautet ganz klar: Naja. Schon. Irgendwie. Also die ganzen songwriterischen Verspieltheiten im Stil von ORIGIN und Konsorten haben schon ihren gewissen Reiz. Und auch die ständig auftretenden Tempowechsel fernab der obligatorischen Breakdowns machen das Ganze interessant. Oder? Man muss leider auch zugeben, dass dies etwas zu Lasten der Eingängigkeit geht. Und gerade auf diese wird ja nun eigentlich das Hauptaugenmerk gelegt. Es ist schon eine recht eigensinnige Mischung aus transparentem Deathmetal der alten Schule und relativ komplexem Deathgrind, wie man ihn auch auf den Machwerken von CEPHALIC CARNAGE zu hören bekommt. Ob diese Mischung aufgeht und den beabsichtigten Effekt erzielt, muss letztendlich jeder für sich entscheiden. Also ich persönlich bin immer noch etwas unentschlossen. Bei der Punktevergabe werde ich wohl würfeln müssen...

Denn hört man genau hin, dann findet man bei den zehn Songs kaum Anlass zum Meckern. Der Sound dröhnt wirklich so richtig schön massiv aus den Boxen und sämtliche Instrumente werden auf ausgesprochen tighte und auch erfrischend abwechslungsreiche Weise gespielt. Es gibt viel zu entdecken und man spürt förmlich das Herzblut, welches auf diese Scheibe gepresst wurde. Lässt man hingegen einfach mal die Musik auf sich wirken, ohne auf die Qualität des Songwritings zu achten, so wollen die meisten Songs leider einfach nicht so recht im Ohr bleiben. Zu oft wird der gerade noch so treibende Rhythmus durch eine weitere Idee der Interpreten durchbrochen. Schade eigentlich. Denn Potenzial und Fähigkeiten sind groß. So hat bei der Punktevergabe dann auch die Ratio über mein Bauchgefühl gesiegt...