Superbia - Overcoming The Pain

superbia

Stil (Spielzeit): Progressive Deathmetal (39:32)
Label/Vertrieb (VÖ): My Kingdom Music (05.11.10)
Bewertung: 5 / 10
Link: http://www.myspace.com/superbiaband

Hochmut kommt vor dem Fall... Das mag auf den ersten Blick zwar nichts weiter als ein recht abgegriffenes und dazu noch relativ stumpfes Sprichwort sein, doch bezogen auf das mir hier vorliegende Debut-Album der fünf italienischen Progressiv-Deather passt dieser Spruch nun mal wie die Faust auf’s... Doch genug der floskelhaften Redewendungen. Wenden wir uns lieber erst einmal der Band als solches zu. Die fünf Nachwuchs-Metaller, welche als Bandnamen einen sprachenübergreifenden Begriff für „Hochmut“ gewählt haben, zeigen uns auf „Overcoming The Pain“, wie dies zustande gekommen sein könnte. Dass die Jungs an ihren Instrumenten keine kompletten Anfänger sind, sondern sich tatsächlich den einen oder anderen Skill angeeignet haben, wird recht schnell klar. Es wird ziemlich viel gefrickelt und sowohl die überwiegend recht hochgestimmten Gitarren als auch die häufig hektischen Trommeleien wechseln gerne mal plötzlich ihre Geschwindigkeit. Hauptsache, man klingt ein wenig „anders“ als der an sich schon „andere“ gemeine Deathmetal. Also wenn es nach dem italienischen Label „My Kingdom Music“ geht, dann bietet uns das anomale Quintett sogar „Progressive Deathcore“. Hahaha. Hättet Ihr wohl gerne. Nein, mit schnellem, breakdown-lastigem Geballer hat SUPERBIA nun wirklich nichts am Hut. Und schon gar nicht an der bunten Cap...

Viel mehr würde ich die Jungs mit altertümlichem Melodic Deathmetal vergleichen. Also nicht einmal unbedingt diese Art Melodic Deathmetal, die mit modernem Metalcore verschwimmt, sondern die Art Melodic Deathmetal, die DARK TRANQUILLITY spielen. Und doch sind die Italiener noch etwas Anderes. Also dieses selbstauferlegte Ziel wurde auf alle Fälle schon mal erreicht. Was hingegen eher nicht erreicht wurde, ist die beabsichtigte Wirkung auf den Hörer. Also mir zumindest fiel nicht unbedingt die Kinnlade auf den Tisch, als ich mir zum ersten Mal die Frickeleien von SUPERBIA durch die Gehörgänge streifen liess. Die neun Songs klingen zwar durchaus progressiv, doch bleiben sie stets nachvollziehbar und das Mass an Komplexität ist auf alle Fälle noch deutlich steigerbar. Und mal davon abgesehen, dass „progressiv“ für mich persönlich auch nicht unbedingt ein positives Attribut ist, dürften auch bei absoluten Anhängern der progressiven Bewegung die Kinnladen eher unbewegt bleiben...

Es sei denn, man findet Gefallen sowohl an melodischen Todesklängen als auch an minder bombastischem Powermetal und mag seine Musik zudem gerne eher drucklos und möglichst ohne Ohrwurmpotential. In diesem Falle könnte man bei „Overcoming The Pain“ wohl ohne Bedenken zugreifen. Denn tatsächlich lassen die fünf Jungs von SUPERBIA ganz erhebliche Powermetal-Einflüsse in ihren musikalischen Klumpatsch Einzug halten. Das sind einerseits die Rhythmen, welche sehr oft aus den Boxen galoppieren, als kämen sie direkt aus der Hammerfall-Schmiede. Andererseits sind es auch die hohen Gitarrenklänge einschließlich romantischer Soli, welche zeigen, dass man mit Powermetal viel mehr am Stahlhelm hat als mit Hardcore am Bandana. Allerdings scheint man dies im Hause SUPERBIA nicht so recht wahrhaben zu wollen. So bezeichnet man die eigene Musikrichtung auf der Myspace-Seite neben „Deathmetal“ und „Progressive“ auch als „Hardcore“. Etwas fernab der Realität, wie ich finde...

Aber darüber sollte sich jeder sein eigenes Bild machen. Was man hingegen unbedingt vermeiden sollte, ist, dass man sich dieses Bild macht, nachdem man lediglich den Track „Embracing the evil“ gehört hat. Dieser sticht als dritter Track auf „Overcoming The Pain“ mit seinen brutalen Growls, den verhältnismäßig basslastigen Doublebase-Attacken und dem durchgehend kopfnickertauglichen Rhythmus stark aus der ansonsten nicht so angenehm zu konsumierenden Masse hervor. Dort regiert dann nämlich eher eine leider etwas zu sehr in den Vordergrund gerückte Röchelstimme, tightes, aber nerviges Gitarrengefidel und recht willkürlich anmutendes Drumming. Insgesamt wirkt das Album, als hätte man sich in Sachen Songwriting und Außenwirkung ein wenig überschätzt. Hochmut kommt eben vor dem Fall...