Repuked - Pervertopia

Repuked

Stil (Spielzeit): Deathmetal (45:07)
Label/Vertrieb (VÖ): Soulseller Records / Twilight (07.03.11)
Bewertung: 7 / 10
Link: http://www.myspace.com/repuked

Gewöhnungsbedürftig… Als dieser ekelerregende Bastard aus Deathmetal der alten Schule, schrammeligem Punk und eiterndem Grindcore zum ersten Mal mein Zimmer, meine Ohren und mein Ethikempfinden mit seinem muffigen Akustikbelag überzog, galten meine primären Gedanken noch dem übelst miesen Sound von Oldschool-Deathmetal, der Minderwertigkeit des gemeinen Punks und der etwas unangemessen wirkenden Verwendung von Goregrind-typischen Vocaleffekten. Höchstens fünf Punkte. Ich hasse miesen Sound. Doch mit jedem Durchlauf der Scheibe lichtete sich allmählich der milchige Schleier der Abscheu und hervor trat die trotz allem stimmige Einigkeit all dieser höchst masseninkompatiblen Fragmente, die durch orale Ausscheidungen zusammengehalten und dem geneigten Hörer hier von den vier Schweden recht schonungslos zum Fraß vorgeworfen werden. Irgendwie wuchs in mir eine perverse Zuneigung zum Ekel, welchen die Kotzbrocken von REPUKED ebenso vorsätzlich wie wirksam auf ihrem ersten richtigen Longplayer vertont haben. Hier dreht sich alles um Erbrochenes und andere unappetitliche Substanzen. Das ist vielleicht nicht lecker, aber dafür interessant...
Und so gelten meine Gedanken beim Hörgenuss von „Pervertopia“ mittlerweile nur noch der all diesen neumodischen Kapellen ins Gesicht spuckenden Oldschool-Attitüde, der äußerst effizienten Simplizität des gemeinen Punks und den wundervoll abartigen Goregrind-Vocals. Das ist schon eine Mischung nach meinem Geschmack. Da nimmt man zwar nicht unbedingt gerne, aber doch zumindest duldend das obsolete Soundgewand in Kauf. Immerhin fügt sich dieses perfekt ins Gesamtbild der Scheibe ein. Und so fallen die vollkommen ungeschliffen rumpelnden Drummings, die streckenweise leider kaum wahrnehmbaren Gitarren und die  zwar dominanten, aber keineswegs drückenden Bassläufe kaum noch negativ ins Gewicht. Und auch die gesangliche Darbietung von Frontmann Rob passt sich hervorragend diesem kaputten Stil an. Überwiegend röhrt er in bester DEATH-Manier angewidert langgezogen in sein bemitleidenswertes Mikro und lässt dabei Screams und Grunts gleichermaßen in seine vokalistischen Ausuferungen einfließen. Ab und an grölt er auch gerne mal sehr Punk-lastig. Richtig herrlich ekelerregend wird es jedoch erst, wenn er in unmenschliche Gurgellaute und verkrampfte Kotzgeräusche übergeht, die dem Bandnamen alle Ehre machen. So muss das klingen...

Dem Bandnamen gerecht werden selbstverständlich auch die in den elf Tracks behandelten Thematiken. Songtitel wie „I wanna puke on you“ oder „Toxic constipation“ sprechen für sich. Wie eingangs erwähnt, dreht sich bei REPUKED alles nur um das Eine. Und wer jetzt an das klassische „Eine“ denkt, der sei mit dem äußerst oldschooligen „...Fucking something dead“ ebenfalls zufriedengestellt. Auch wenn es mit Sicherheit nicht die primäre Intention der Band war, mit „Pervertopia“ irgendjemanden zufriedenzustellen. Da mussten sich einfach mal vier junge Leute, die an alten Antiwerten festhalten, bis zur Erschöpfung auskotzen. Und ob dies nun angewidert oder erfreut aufgenommen wird, dürfte dem kranken Quartett am geplagten Arsch vorbei gehen. Ebenso wie etwaige Vergleiche zu renommierten Referenzbands oder Musikern...

In der Promo-Information zu „Pervertopia“ wird ein solcher Vergleich zu Punkrocklegende G. G. Allin gezogen. Das halte ich zwar für leicht übertrieben, aber ein intensiv miefender Hauch von Punk liegt bei REPUKED tatsächlich durchgängig in der Luft. Der hymnenhafte Titeltrack beispielsweise hebt die Jungs deutlich vom sonst vorherrschenden Schwedendeath ab. Und ein Titel wie „Gag!“, welcher sich brillant vor der Goregrind-Szene verneigt, tut sein Übriges, um aus REPUKED einen wüsten Bastard aus UNLEASHED, REGURGITATE und den SEX PISTOLS zu machen. Leider sind nicht alle Tracks auf „Pervertopia“ interessant genug, um langfristig zu überzeugen. Manchmal ist es etwas zu langatmig, an anderen Stellen widerum wird zu uninteressant dahergeblastet. Gute und vor allem ungewöhnliche Ideen sind jedoch durchaus zu erkennen. „Gewöhnungsbedürftig“ ist also nicht zwingend negativ behaftet...