Mortal Possession - Negate Tipp

Mortal_Possession

Stil (Spielzeit): Deathmetal (18:57)
Label/Vertrieb (VÖ): Eigenproduktion (2011)
Bewertung: 8 / 10
Link: http://www.myspace.com/mortalpossession

Was für ein herrliches Geballer… Vielleicht liegt es ja daran, dass ich gerade kurz zuvor ein Album rezensieren musste, welches etwas lahmarschig, dünnbrüstig und nervig daherkam, aber die fünf Tracks auf „Negate“ kommen mir gerade unverhältnismäßig gewalttätig vor. In diesem Fall kann man halt nur von Glück sprechen für die fünf brutalen Kieler von MORTAL POSSESSION. Denn dieser zwangsläufige Vergleich wirkt sich nicht bloß extrem positiv auf meine Ohren, meine Stimmung und mein Headbangverlangen aus, sondern auch auf die von mir vergebene Punktzahl und die Menge an positiven Aspekten, welche ich in den folgenden Zeilen anführen werde. Und von denen gibt es tatsächlich nicht wenige. Auch nach etlichen Durchläufen dieser ebenso kurzweiligen wie abwechslungsreichen Deathmetal-Scheibe ist der Drang, willkürlich irgendwelche Dinge zu zerstören, noch immer nicht abgeklungen und der Finger wandert wie von Geisterhand scheinbar automatisch zur Repeattaste. Super. Das ist genau das, was ich jetzt gebraucht habe. Schade, dass es nur fünf Tracks auf das Debut der Kieler geschafft haben...
Doch es bleibt zu hoffen, dass ich nicht der Einzige bin, der von „Negate“ begeistert ist, und die Jungs somit schnell einen Labeldeal unterzeichnen und uns schon bald mit dem ersten richtigen Longplayer aus dem Hause MORTAL POSSESSION beglücken werden. Aber da mache ich mir auch keine Sorgen. Denn der Stoff, den uns das Quintett hier um die Ohren haut, ist nicht bloß von meinem momentan wohl eher subjektiven Standpunkt aus betrachtet großartig, sondern auch ganz objektiv gesehen können die Jungs mit einem spieltechnisch sehr hohen Niveau aufwarten und bieten weit mehr als typisch stumpfes Deathmetalgebolze der abwechslungsarmen Sorte. Hier wurde wirklich hervorragend an den zwar einigermaßen komplexen, aber nie unnachvollziehbar vertrackten Songstrukturen gefeilt. So ziemlich alles, was man sich in diesem musikalischen Sektor an Vorgehensweisen vorstellen kann, wurde hier mehr oder weniger ausgeprägt eingearbeitet. Mal blastet es in einer Geschwindigkeit aus den Boxen, dass die Nackenmuskulatur droht, zu kollabieren, dann wird wieder ein solch mitreißender Groove ausgepackt, dass sich die Gliedmaßen zu verselbstständigen scheinen, und schon im nächsten Moment walzt das Kieler Ungetüm in schleppendster Art und Weise den kompletten Körper platt...

Ganz egal, in welcher Geschwindigkeit die fünf Knüppelbarden gerade auf ihre Instrumente einschlagen, bleibt doch eines unverändert. Der Drang, den Kopf rhythmisch zum Takt der wummernden Deathmetalklänge zu bewegen, ist hier fast durchgehend äußerst ausgeprägt. Nicht zwingend jede Idee, die MORTAL POSSESSION auf ihrer Debut-EP umgesetzt haben, weiß zu überzeugen, doch zumindest der Großteil der verschiedenen Passagen kann durch ehrliche Brachialität und packende Rhythmen punkten. Auf Refrains wurde zugunsten der Vielseitigkeit der Tracks fast vollkommen verzichtet, was den Wiedererkennungswert der fünf Titel natürlich nicht unbedingt hebt, jedoch auch überhaupt nicht störend ins Gewicht fällt, da sich diese Scheibe sowieso wunderbar als zusammenhängende Einheit hören lässt. Also die Langzeitmotivation ist trotz fehlender Hooklines definitiv ausgeprägt. Es fällt nur schwer, hier einen Anspieltipp abzuliefern, da in jedem der fünf Titel sowohl eingängige, groovende oder schlicht massiv ballernde als auch eher uninteressante Passagen vorhanden sind. Ersteres überwiegt allerdings glücklicherweise...

Hinzu kommt die nicht zu unterschätzende Tatsache, dass die fünf Nachwuchsballermänner ihre Instrumente auf einem erstaunlich hohen Niveau zu malträtieren wissen. Da steckt auf alle Fälle jede Menge Potential hinter. Und auch den dichten Sound haben die Jungs für eine Eigenproduktion wirklich hervorragend zusammengeschustert. Die meist hektischen, gerne aber auch tonnenschweren Gitarren drücken, der Bass wummert und die Drums scheppern, was das Zeug hält. Hinzu gesellt sich ein fieser und intensiver Growlgesang, der sich hinter den Szenegrößen nicht zu verstecken braucht. Wer auf DERANGED, MORBID ANGEL und GRAVE zu gleichen Teilen steht, der ist hier richtig. Ich bin gespannt, wie es weitergeht...