Stil (Spielzeit): Deathcore (45:24)
Label/Vertrieb (VÖ): Noizgate / Rough Trade (30.09.11)
Bewertung: 8,5/10
Homepage: MySpace
Mir sind PLACENTA vor zwei Jahren mit „Fixed Action Pattern" begegnet und gefielen mir direkt mit ihrer Version des Deathcores. „Replace your face" geht da jetzt allerdings noch einen ganzen Schritt weiter und zeigt die Berliner wesentlich breiter aufgestellt als die meisten Kollegen im Genre. Und genau damit kann das Quintett dann auch punkten.
Alleine schon das Schlagzeug-Intro: jede andere Band hätte da 400 Noten in 20 Sekunden draus gemacht, während bei PLACENTA lediglich ein ganz einfach Beat kommt, der beinahe schon zum Tanzen einlädt – weg mit den Genreregeln! Natürlich ist die Band nach wie vor heavy as fuck und Moshparts, Screams und Growls und Deathmetal-Riffs bestimmen das Tagesgeschäfft. Aber unpeinliche clean gesungene Refrains geben den Songs Struktur, ohne aufgesetzt zu klingen. Und außerdem verlaufen sich PLACENTA nicht in einem Gewirr aus 1000 verschiedenen Riffs, weil sie unbedingt allen zeigen wollen, was sie zu Hause beim Üben gelernt haben – sie schreiben lieber Songs.
Die bereits seit elf Jahren existierende Band liefert hier also ein Werk ab, welches nicht dem „höher, schneller, weiter"-Dogma unterworfen ist und kann somit dem Thema Deathcore wieder etwas Interessantes hinzufügen. Zwar erfindet sie das Genre oder die Art des Riffings nicht neu, aber sie klingt nicht austauschbar, wie viele ihrer Kollegen und traut sich, das Gaspedal auch mal vorsichtiger zu behandeln, um so handlungsfähig zu bleiben. Bei „Bella Fruit Verona" zum Beispiel führt das sogar zu Stoner-Rock-Anleihen.
Die Fraktion der Hörer, die bei Deathcore lediglich an der Steigerung der Brutalität interessiert ist, wird hier zwar ihre Momente finden, aber insgesamt gesehen enttäuscht sein. Und wer Refrains für poppig befindet, kriegt hier das Grausen. Aber wer auf wirkliche Songs und Kreativität und nicht nur die Aneinanderreihung von Riffs über Blastbeats steht, wird hier ähnlich begeistert sein wie ich, denn PLACENTA zeigen hier, wie man im Deathcore dem kreativen Stillstand entkommen kann.