Stil (Spielzeit): Hymnischer Melodic Death (53:04)
Label/Vertrieb (VÖ): Century Media / EMI (14.10.11)
Bewertung: 8/10
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Eine finnische Winternacht könnte nicht majestätischer sein als das neue Werk von INSOMNIUM: riesengroß, weit, erschlagen und aus der richtigen Perspektive wunderschön. Aber nach fast einer Stunde kann auch das ermüdend sein. Nicht weil es so kalt wäre, sondern weil man immer wieder an denselben Punkten in der Landschaft vorbeikommt: endlose (melodische) Weiten und ein erschlagendes Panorama .
Der melodische Deathmetal der Skandinavier ist extrem hymnisch, voller Harmonien und Stärke und wird mit mehr als nur dem Brustton der Überzeugung dargeboten. Allerdings drehen sie sich in ihrem Aufwärtsstrudel halt auch gerne im Kreis und reiten extrem lange auf Refrains und Melodiebögen rum – wenn diese auch sehr beindruckend sind. Sie bauen ganze Wände und Soundlandschaften auf, vermengen diese mit mal drückendem, mal pathosgeschwängertem Deathmetal und schreiben ganz neben bei pure Festivalhymnen. Die Atmosphäre ist beinahe greifbar und ich kann überall gehisste Flaggen sehen. Die Songs verfügen dabei über Dynamik und viel Zeit für den Aufbau. Nur manchmal walzen sie die betretenen Pfade einfach zu sehr aus.
Gegründet 1997 im Osten Finnlands liefert das Quartett hier ein Brett ab, welches in kleinen Dosen verabreicht wahre Wunder bewirkt und unfassbar euphorisiert. Jeder einzelne Song ist ein reiner Mahlstrom der Kraft und zieht den Hörer in einen wahren Sog – mit kleinem Aufenthalt im Auge des Sturmes. Nur wenn man halt zehn Mal durch den gleichen Tornado von den Füßen geweht wird – auch wenn er grade ein anderes Dorf vernichtet als beim Song zuvor – wird die Verwunderung doch langsam kleiner und die Kinnlade schafft wieder den Anschluss an den Oberkiefer.
Eigentlich finde ich es sehr schade, hier nicht mit Höchstwertungen um mich zu schmeißen, da jeder einzelne Song mehr oder weniger genial geschrieben ist und ein paar der beachtlichsten Anteile des Metals offenbart und eine wahnsinnige Strahlkraft besitzt. Nur stellen sie ihre Songs immer nach dem gleichen Prinzip des Aufschichtens zusammen. Immer wieder eine neue Melodie obendrauf eine rhythmische Steigerung mehr, noch ein paar Becken hier und da, dann wieder runterkochen und von vorne anfangen und wieder bis zum Sturmlauf ausbauen. In sich genial aber als Ganzes zu ähnlich für die Topplatzierungen. Schade.
Wen mein Kritikpunkt allerdings nicht stören sollte, könnte hier eines der hymnischsten und besten Melodic Death-Alben des Jahres für sich entdecken!