Vallenfyre - A Fragile King Tipp

vallenfyre A Fragile King

Stil (Spielzeit): Death/Doom Metal (41:48)
Label/Vertrieb (VÖ): Century Media (28.10.11)
Bewertung: 9/10

vallenfyre.com

Irgendwann in grauer Vorzeit, noch vor "Icon" und "Draconian Times", spielten PARADISE LOST eine finstere Mischung aus Death, Doom und (im Falle des titelgebenden "Gothic") Gothic Metal. Selbst wenn auf den letzten Alben die Härte und Düsternis zurückgekehrt ist, sind die Briten noch meilenweit von der Musik ihrer Anfangstage entfernt. Gut so, finde ich, der mit "Believe In Nothing" und den beiden erstgenannten Alben seine ersten Berührungen mit PARADISE LOST hatte. Doof, finden Ewiggestrige und in der Zeit Stehengebliebene. Warum das überhaupt eine Rolle spielt? Weil PARADISE LOST-Mitgründer Greg Mackintosh Sänger und Gitarrist bei VALLENFYRE ist und diese eben nichts anderes spielen als geradlinigen, dunklen Death/Doom Metal.

Diskussionen darüber, inwiefern sich eine Band weiter entwickeln darf, gibt es seit ewigen Zeiten, sie führen meist zu keinem Ergebnis. Lassen wir den Kampf zwischen traditionell verwurzelten und aufgeschlossenen Hörern mal außer Acht, kann man sagen: Das Debüt von VALLENFYRE bedient die early PARADISE LOST-Fraktion ebenso wie den typischen Death Metal-Jünger, der eine "neue" Band für sich entwickeln will. Greg Mackintosh hat zum ursprünglichen, primitiven Todesmetall zurück gefunden, der bereits mit "All Will Suffer" so herrlich oldschoolig aus den Boxen donnert, dass einem die Freudentränen kommen – und das sagt jemand, der nun wahrlich kein Death Metal-Verrückter ist. VALLENFYRE schaffen aber genau das, was eine gute Band abseits von Schubladen ausmacht: Sie reißen von der ersten Sekunde an mit, die wenigen melodischen Leads und todesfinsteren, brummigen Riffs bohren sich metertief in die Schädeldecke. Midtempo-Songs, schnelle Punk-Parts bis in die Blastbeat-Nähe, zentnerschwere Riffs und verzweifelte Texte, in denen Mackintosh den Krebstod seines Vaters aufzuarbeiten versucht, verzahnen sich zu einem gewaltigen, bedrohlichen, mitunter dissonanten Brocken, der einem bereits bei nur leicht aufgedrehtem Bass gehörig die Innereien durcheinander wirbelt.

Anspieltipps? Jeder einzelne Song. Erwähnenswert vielleicht "Ravenous Whore", das in drei Minuten mehr Stilelemente, Tempowechsel und Abwechslung unterbringt als manche Bands in ihrer gesamten Karriere , oder die unglaublich bösen, langgezogenen Crust-Gitarren in "Cathedral Of Dread". Generell klingt "A Fragile King" aber wie aus einem pechschwarzen Guss, ohne Ausreißer nach oben oder unten, sondern stetig auf ganz hohem Niveau. Mackintosh wird übrigens von MY DYING BRIDE-Mitglied Hamish Glencross, Gitarrist Mully, DOOM-Bassist Scoot und PARADISE LOST-Kollege Adrian Erlandsson (Drums) unterstützt.

Drückende Riffs, ein Mix aus doomigen Passagen, Death, Punk und einer Prise Gothic, die pechschwarze Atmosphäre und Mackintoshs finstere, voluminöse Growls machen "A Fragile King" für mich zu der Extrem Metal-Überraschung 2011. Gewaltig!