Geschrieben von Nadine Dienstag, 06 Dezember 2011 18:15
Immortal Souls – IV The Requiem For The Art of Death
Stil (Spielzeit): Melodic Death Metal (52:40)
Label/Vertrieb (VÖ): Dark Balance (21.10.11)
Bewertung: 6 /10
Immortal Souls Homepage
IMMORTAL SOULS gibt es seit 1991, das erste Demo kam erst 1995 und ich habe jetzt zum ersten Mal von der finnischen Band gehört. Das hat auch Vorteile, denn so gehe ich vollkommen unbelastet auf die mittlerweile schon neunte Veröffentlichung der Band zu.
Als Intro gibt es Glockenläuten in unregelmäßigen Abständen, nicht gerade der Hammer. Dieses wird dann abgelöst von eigentlich eher thrashigen Riffs und thrashigem Drumming. Die Begrüßung durch „Evil Believer" geht eindeutig in Richtung Nackenbrecher und Moshparts, etwas eintönig aber nicht abtörnend.
„Nuclear Winter" startet schon deutlich härter und schneller, der Sound kommt drückend aber nicht einengend. Der Song hat einen markanten Bass und geht mehr in Richtung Black Metal. Das passt auf jeden Fall noch besser zum Growling im mittleren Bereich. Mir fällt auf, dass die Growls sehr kurz gehalten sind, und für meinen Geschmack könnte sich Aki Särkioja deutlich mehr Dreck in die Stimme legen und die Töne etwas mehr ausbreiten.
„Wept" ist clever positioniert, man hatte Zeit genug, sich an die Band zu gewöhnen und wird gleich von einer sehr engen, dichten und atmosphärischen Melodie empfangen. Die Gitarre bewegt sich auch nicht von Anfang an im hohen Tonbereich, sondern setzt tiefer an als bei den ersten beiden Songs. Das tut nicht nur dem Song gut, sondern gibt auch die Möglichkeit, die hohen Töne besser in den Höhepunkten des Songs zu platzieren. Für mich der beste Song von „IV The Requiem For The Art of Death".
Allerdings kommt der nächste Song wieder im gleichen Gewand wie Song zwei und drei, der ständige Double Bass wird auf Dauer dann doch nervig und die Taktwechsel harmonieren dann, wenn sie kommen, nicht miteinander. Der Song baut sich auf und zerstört sich dann leider selbst. Dann kommt ein Instrumental und ich frage mich nur „Wer braucht so was?". Mag ich generell nicht.
Beim nächsten Song will die Lead Gitarre anscheinend innovativ sein, liegt aber so was von daneben. Wenn das Absicht sein sollte, bitte nicht mehr machen. Der Rest von „Reek of Rotting Rye" überrascht mit einem ordentlichen Black Metal Riff, welches aber leider durch den Refrain und die „Schlagzeugausrutscher" in Richtung Hard Rock zunichte gemacht wird. Der Song fährt mit angezogener Handbremse. „Gib Gas und schrei mich an!" Nach einem kurzen Stop fideln auch schon wieder die hohen Gitarrentöne dazwischen... Schade!
Bei „Last Day on Earth" fällt mir zum ersten Mal auf, dass die Gitarrenmelodien auch nicht wirklich einfallsreich sind und sich viel zu oft wiederholen. Schlagzeug, Bass und Gesang tragen eigentlich die ganze Band, und dabei sind Gitarren doch so essentiell wichtig. Die Gitarristen beherrschen das Brett, sie spielen es nur nicht besonders ambitioniert. Die Atmosphäre und die Fantasie im Riffing und der typisch skandinavische Sound fehlen mir.
„Hypnotic Atrocity" fängt vielversprechend an: Bassintro, Gitarrenknarzen, Rammstein- Schlagzeug, jetzt aber... leider nehmen IMMORTAL SOULS das Tempo gleich wieder raus. Der Sänger ist leider auch viel zu leise abgemischt und so verpufft auch diese Hoffnung. Zwischenzeitlich kommen sogar Stoner Rock Elemente ins Spiel und ich bin komplett verwirrt. Das klingt bestenfalls nach den MURDERDOLLS.
Doch dann kommt „Thoughts of Desolation" und IMMORTAL SOULS überraschen mit klarem Gesang. Ich komme mir ehrlich gesagt ver... vor, wieso bitte schreit mich der Sänger die ganze Zeit so unmotiviert an, wenn er DAS kann!?! Plötzlich passt alles, man hört den Sänger nicht nur, sondern der Sound und er sind eins. Kein nerviges Gitarrengefrickel mehr, stattdessen ein klasse Gitarrensolo und sogar einige Gänsehautmomente. Das ist der Weg, den die Band einschlagen sollte... ich bin richtig stinkig über die vorangegangen Songs.
Im letzten Song wird uns auch noch kratziger Sprechgesang vorgeführt, aber das interessiert nicht mehr. „Thoughts of Desolation" hat mich sogar so neugierig gemacht, dass ich mal die alten Alben nach ähnlichen Songs durchforsten werde. Der Rest hat mich zwar nicht abgeschreckt, aber auch nicht beglückt.