Stil (Spielzeit): Melodic Death Metal (40:36)
Label/Vertrieb (VÖ): kein Label (Anfang 2012)
Bewertung: 7 / 10
ACROMONIA, eine Melodic Death Metal Band aus Heilbronn, besteht seit 2009 und wird uns Anfang 2012 mit ihrem Debüt in Form einer EP namens „Human Downfall" beglücken. Melodic Death Metal ist kein einfaches Genre, da es viele Bruchstellen gibt. Man muss hart aber auch etwas weicher können, der Keyboarder kann es ganz leicht verkacken, man braucht zwei sehr gute, schnelle Gitarristen und man sollte einfallsreich und clever im Songaufbau vorgehen, um langsam und hart geschickt miteinander zu verbinden.
ACROMONIA startet mit „Paranoia" nicht schlecht ins Rennen, das Keyboard (ein Instrument, welches ich immer misstrauisch beobachte) hält sich relativ dezent, während der Sänger Daniel Loeprecht ordentlich ins Mikro rotzt. Dreckig genug für den Text, aber noch verständlich und durchgehend im tiefen bis ganz tiefen Bereich. Der Song geht sofort in die Nackenmuskulatur und hat einen angenehm abwechslungsreichen Beat. Die CD ist sehr gut produziert und man hört einige feine Nuancen. Für meinen Geschmack sind etwas zuviele verschiedene Keyboardeinstellungen gewählt worden, aber Keyboard ist sowieso ein sehr sensibles Instrument, bei dem man schnell mal was falsch machen kann. In manchen Bereichen könnte es den Sound etwas mehr unterstützen und damit noch „mächtiger" machen. Insgesamt aber ein guter, solider Song, mit einem ordentlichen (wenn auch nicht wahnsinnig einfallsreichen) Gitarrenoutro.
„Pariah's Death" hat einen etwas nordischeren Touch und gefällt mir auch Anhieb viel besser. Hier kommt wieder das Keyboard im Refrain dazu, diesmal stört es aber nicht, aber im Vergleich zum Rest ist der Refrain eher schwach. Christian Monninger, der Mann mit den Schlagstöcken, macht wirklich einen Topjob und spielt richtig derbe und vor allem sehr abwechslungsreich. Als der Song zum Gitarrensolo übergeht, erreicht der Song ein überdurchschnittliches Niveau. Für einen Moment ist alles perfekt, ein Topsong! Im direkten Vergleich zum vorangegangen Song nochmals eine Schippe draufgelegt. Für ein Debüt, das darf man einfach nicht vergessen, richtig heftiges, krasses Teil und diesmal moshig im Abgang. Bester Song der Platte!
„The Paralyzing Feeling" startet ähnlich wie „The Forest Whispers My Name" von CRADLE OF FILTH ( nicht auf „The Principle Of Evil Made Flesh" sondern auf „Vempires"), die hohe Intromelodie taucht im Verlauf des Songes öfter wieder auf und verfeinert den Song auf jeden Fall. Im Refrain legt der Schlagzeuger noch einen Zahn zu, im Vergleich zum vorherigen Song ist dieser Track deutlich stärker im Refrain. Die Gitarristen Jan Heidelberger und Karsten Georg verstehen ihr Handwerk und harmonieren wunderbar miteinander. Es sind jetzt keine Hooks, die einem stundenlang im Kopf herumschwirren, aber weit über so manches unambitionierte, einfallsloses Rumgefrickel hinaus.
„Don't Fear The Dead" wird als vorletzter Song serviert und startet schon fast aprupt, man ist irgendwie sofort mitten im Song. Die Gitarren agieren hier sehr hymnenhaft und werden zu Anfang von einem ähnlichen Keyboardsound unterstützt, wie schon beim vorherigen Song. Dem Titel fehlt eindeutig die Struktur und der Punkt, an dem man als Zuhörer oder Zuhörerin „abgeholt" wird. Fühlt sich an, als ob man beim Player die Zapping-Taste gedrückt hat (führt einen in essentielle Teile des Songs, falls man einen Song in einer großen Playlist sucht) oder wie ein Teaser für ein Album. Für mich der schwächste Song der Platte, nicht wegen der einzelnen Teile an sich, sondern weil er einfach nicht harmoniert. Schade...
Beim letzten und auch Titeltrack „Human Downfall" darf die Gitarre einleiten, das Keyboard begleitet mit relativ hohen Tönen, während der Sänger aber dann sehr tief einsetzt. Allerdings packt er dann die ebenfalls die etwas höheren Töne aus, keine Gequieke, sondern richtig schön kurz vor dem Übergang von fies keifend zu mies kreischend. Gefällt mir sehr gut, die Variationsfähigkeit des Gesangs ist schließlich auch wichtig bei Melodic Death Metal. Die Shouter „Human Downfall" gefallen mir in Kombination mit dem Keyboard allerdings überhaupt nicht. Die letzte Hälfte des Songs wirkt mir zu seifig und zu unausgereift. Das Zusammenspiel wirkt nicht harmonisch wie vorher und ich weiß nicht so wirklich, in welche Richtung der Song gehen soll. Jeder scheint sein Ding zu machen und so richtig zusammen passt es leider nicht, auch wenn die einzelnen Leistungen vollkommen in Ordnung gehen.
ACROMONIA sind ganz sicher auf dem richtigen Weg und KO Kriterien konnte ich nicht erkennen. Es fehlt lediglich noch etwas Übung im Songwriting und im Zusammenspiel, damit die Band den Kopf frei kriegt, um mehr Raffinessen einzubauen. Für ein Debüt mehr als ordentlich! Weitermachen!