Kadavrik Facebook
KADAVRIK waren mir bis jetzt noch kein Begriff, aber da habe ich echt was verpasst. Man kann nicht alle Bands kennen, aber KADAVRIK sind es wirklich wert, dass man sich näher mit ihnen beschäftigt. Die Stilbezeichnung trifft es auch nicht zu hundert Prozent, da KADAVRIK sogar noch vielfältiger sind, dazu folgend mehr. Es handelt sich bereits um das dritte Album und die Band selbst bezeichnet es als „vertontes, antiutopisches Endzeitscenario", nach Aussagen der Band sieht die Zukunft also eher düster aus.
Jeder Song auf der Scheibe ist beeindruckend individuell und mit „High Rollin" springt uns in Form von Track Nummer vier schon das Wort „HIT" entgegen. KADAVRIK beeindrucken mich mit ihrem subtil aggressiven Sound: Geballte, kalte Aggressivität eingehüllt in harmonische, mitreißende vom Gothic Metal angehauchte Melodien. Dabei sind KADAVRIK noch nicht mal so unglaublich wild oder experimentierfreudig, schaffen es aber trotzdem mit dem Einsatz von minimalen Mitteln, sehr frisch und anders als die üblichen Melodic Death / Black Metal Truppen der letzten Jahre zu klingen!
Die komplette Scheibe ist gespickt mit besonderen Details, von interessanten Keyboard- / Elektro- Arrangements bis hin zu überraschend eintretendem, mehrstimmigem (fast) Klargesang und zum Ende hin sogar mit vier deutsch gesungenen Songs. Die fünf Bandmitglieder kommen aus dem Bereich Westfalen, aber soweit ich nachlesen konnte, haben die deutschen Lyrics auf „N.O.A.H." Premiere gefeiert. Der Gesang von Niklas Preach erinnert mich sehr an DARK TRANQUILLITY, aber atmosphärisch schlägt „N.O.A.H" das letzte Werk der Schweden um Längen.
Auf jeden Fall ein richtiger Schritt, denn KADAVRIK können textlich und auch stimmlich genauso überzeugen, wenn nicht sogar noch eine Winzigkeit mehr, zumal ich nicht viele vergleichbare Bands kenne.
„Rußgeschwärzt" ist ein mächtiger, großer Song mit schweren Riffs, Doublebassgewitter vom feinsten und einer starken, progressiven Melodie im Hintergrund. KADAVRIK sind musikalisch sehr fortgeschritten und setzen die Töne bewusst und zielsicher in die richtige Reihenfolge. Was mir besonders gut gefällt, ist der klare, strukturierte Songaufbau. KADAVRIK sind kein Aufschneider, verzichten auf effekthaschende Momente und brauchen kein wildes Saitenposing, um zu überzeugen.
„Von Zerstörung und Neuanfang" ist ein Hammersong und schlägt sogar noch den Vorgängersong in Bezug auf Text („Wir lassen Tränen regnen, wenn kein Wasser mehr fließen will") und Stimmungsaufbau. Wer schon die ein oder andere Kritik von mir gelesen hat, der weiß, dass ich mit Keyboards im Melodic Death Metal Bereich auf Kriegsfuß stehe. Zu oft verhauen sie den Sound, was meistens an der Person dahinter liegt. Merke: Ein Keyboard ist eine tolle Sache, wenn man es beherrscht... Die Kombi von Aggression und Harmonie so zu erzeugen, finde ich sehr schwer. Ganz anders bei KADAVRIK, wer auch immer hinter dem Synonym „Hateful Han of Hate" steckt und für die Tasten zuständig ist - Respekt, alles richtig gemacht! Grundsätzlich bleibt zu den letzten vier konzeptionell zusammenhängenden Tracks zu sagen, dass es sich um ein eigenes packendes, homogenes, kleines Meisterwerk innerhalb der Scheibe „N.O.A.H" handelt.
Ich empfehle KADAVRIK jedem, der die zugeordneten Genres mag und sich davon überzeugen will, dass Spannendes passiert in deutschen Proberäumen! Deutscher Metal holt in Riesenschritten auf! Musikalisch sieht die Zukunft also alles andere als düster aus, mosht zum Weltuntergang kann ich da nur sagen. KADAVRIK liefern den Soundtrack zur Apokalypse.
Die Livequalitäten können im Vorprogramm der anstehenden Tour von NAPALM DEATH überprüft werden, und ich hab' so im Gefühl, dass wir von KADAVRIK in Zukunft noch öfter hören werden.
Stil (Spielzeit): Melodic Death / Black Metal (48:22)
Label/Vertrieb (VÖ): Soulfood (20.01.12)
Bewertung: 8 /10