Aborted - Global Flatline Tipp

Aborted

Stil (Spielzeit): Deathgrind (43:37)
Label/Vertrieb (VÖ): Century Media Records (20.01.12)
Bewertung: 8 / 10
Link(s): http://www.myspace.com/abortedmetal

Was für ein Gewitter... Zugegebenermaßen habe ich die belgischen Abtreibungsfreunde um Frontmann und Mastermind Sven „Swencho“ de Caluwé seit der „Goremageddon: The Saw And The Carnage Done“ stark vernachlässigt. Somit ist es auch mehr oder weniger komplett an mir vorbeigezogen, welch ekelhaft modernisierten Ausrutscher sich das stetig rotierende Quintett mit der „Strychnine.213“ erlaubte. Meinen ebenso stetig rotierenden musikalischen Präferenzen ist es zu verdanken, dass ich ABORTED immer noch als das ultrabrutale Brett in Erinnerung habe, welches sie vor neun Jahren verkörperten. Was konnte man doch auf die guten, alten Scheiben der Jungs abgehen. Also werde ich das Werk aus dem Jahre 2008 einfach ausblenden, die beiden Vorgängeralben bei Gelegenheit genauer begutachten und einfach dort anknüpfen, wo sich einst aus unerfindlichen Gründen die Wege von ABORTED und mir trennten. Das machen die fünf Künstler ja auch nicht anders. Auf „Global Flatline“ ist keine Spur mehr von hüpftauglichen Core-Anfällen zu vermerken. Keine Liebäugeleien mit der nach wie vor aufstrebenden Metalcore-Szene. Keine Kompromisse. Einfach ABORTED, wie ich sie kennen und lieben gelernt habe...

Und das trotz fast komplett neuer Besetzung. Die vier neuen Mitstreiter scheinen dem Herrn Caluwé wirklich gut zu tun, denn auf „Global Flatline“ wird dem geneigten Hörer wieder der brachiale Bastard aus modernem, aber nicht angepasstem Deathmetal, kompromisslosem, aber nicht engstirnigem Grindcore und einer frischen Prise Hardcore geboten, welcher schon für so manche Nackenmuskelzerrung verantwortlich gewesen sein dürfte. Dass dieser bunt zusammengewürfelte Haufen dabei extrem organisiert, technisch versiert und überwiegend höchstgradig komplex vorgeht, ohne dabei unzugänglich zu klingen, sollte sich eigentlich von selbst verstehen. Diese Kapelle hat sich nicht ohne Grund einen gewissen Ruf in der Szene erspielt und somit die Erwartungshaltung der beträchtlichen und zudem genreübergreifenden Fangemeinde enorm hoch gesetzt. In Sachen Songwriting gibt ABORTED nach wie vor den Ton an. Das wird auch mit den dreizehn neuen Songs wieder eindrucksvoll bewiesen. Also ein Mangel an Kreativität ist ganz bestimmt das Letzte, was man den Herren vorwerfen kann. Bei so viel technischer Finesse und songstruktureller Detailverliebtheit wird man ihnen dann wohl auch die lange Wartezeit von ganzen vier Jahren verzeihen müssen. Denn was lange währt, wird endlich gut. Und es wurde gut...

Ein unmenschlich blastender Hochgeschwindigkeitspart jagt hier den nächsten und gänzlich ohne alberne Breakdowns wird dieses zermürbende Gebretter mit herrlich groovenden und mitreißenden Moshparts gespickt, durch einige atmosphärische Einspielungen unterbrochen und von prägnanten Gitarrensoli gekrönt. Zudem bringen natürlich auch wieder einige echt fies schleppende Deathmetalwalzattacken die nötige Abwechslung in die äußerst interesant gestalteten Songgranaten von ABORTED mit ein. Es gibt also wieder einmal alles, was das todesmetallische Grindcore-Herz begehrt. Nach einem stimmungsvollen Intro gibt es mit dem intensiven Titeltrack gleich einen der meiner Meinung nach besten Songs des neuen Albums auf die Ohren. Mit „The origin of desease“ folgt darauf sofort der nächste Brecher und dieses Niveau wird eigentlich fast die gesamte Scheibe über gehalten. Mein absoluter Favorit ist der treibende Nackentöter „Of scabs and boils”. Wer da keinen Bewegungsdrang verspürt, ist bei ABORTED definitiv an der falschen Adresse...

Wer hingegen schon immer begeistert von dieser Band war oder einfach ein Verlangen nach raffiniertem und originellem Deathmetal mit ordentlichem Grindcore-Einschlag, pfeilschnellen Riffings und Doublebase-Attacken, abwechslungsreichen und meist herrlich unmenschlichen Vocals sowie einem sauber abgemischten und massiv drückenden Soundgewand verspürt, der ist hier absolut richtig. Ich denke, Referenzbands erübrigen sich bei dieser Szenegröße. Zusammenfassend kann man hier also von einer absoluten Kaufempfehlung sprechen, wenn auch vielleicht nicht unbedingt der nächste Meilenstein in die Deathmetalgeschichte gesetzt wurde. „Global Flatline“ ist auf alle Fälle mehr als solide. ABORTED sind definitiv zurück...