Stil (Spielzeit): Death Metal (43:59)
Label/Vertrieb (VÖ): Metal Blade (09.03.12)
Bewertung: 7,5 / 10
Cannibal Corpse Homepage
Ja, ja CANNIBAL CORPSE! Jedes Mal, wenn ich die Band längere Zeit nicht gehört habe und die ersten Töne von George „Corpsegrinder" Fisher klingen, muss ich lachen. Warum? Man könnte es nett ausdrücken und sagen, dass er eine „spezielle, besondere Art hat, zu singen". Man kann aber auch sagen, dass er wie ein durchgedrehter Wellensittich mit ADHS klingt. Das Geile an CANNIBAL CORPSE ist aber, dass man sich schnell an den genialen Wahnsinn gewöhnt und dann doch immer zugeben muss, dass CANNIBAL CORPSE einzigartig und in ihrem Genre eine unantastbare Macht sind. Und das wohlgemerkt, ohne die Schlachtplatte merklich neu zu belegen. Eigentlich gibt es immer die gleichen Zutaten, aber warum das Rezept ändern, wenn es doch läuft?
Selbst jetzt, nachdem Bassist Alex zum ersten Mal nicht alleine die Schnittchen geschnitten hat, klingen CANNIBAL CORPSE immer noch deutlich nach sich selbst. Pat, Rob, George und Paul durften auch mal ran und versuchten sich erfolgreich am Songwriting zum zwölften Album „Torture". Nachdem ich jetzt mal wieder in die alten Alben reingehört habe, fällt auf, dass CANNIBAL CORPSE nicht mehr ganz so flott durch die Gegend donnern. Deutlich gemäßigter sind die Amis zugange und haben mit „Scourge Of Iron" wohl ihr langsamstes Stück abgeliefert. Live sicher eine willkommene Verschnaufpause. Kommt eigentlich ganz gut, wobei mir die schnelleren Stücke besser gefallen und meine Highlights auf der Scheibe eher Songs wie „Encased in Concrete", „Followed Home Then Killed" und „Cage... Contorted" sind. Die Songs, bei denen sich MG-artige Blastattacken mit immer wiederholenden, groovigen, unterirdisch tiefgestimmten Riffs in dein Hirn hacken und du das Gefühl hat, ein Geisteskranker rennt hinter dir her... und er will nicht nach der Uhrzeit fragen!
Herausragend ist auch der Song „Intestinal Crank", vor allem wenn die Textzeile so auf Vordergrundsound gestellt wird, dass man denkt, der Sänger hat dir höchstpersönlich die Kopfhörer aus dem Ohr gezogen, um „CRAAAAANK" ins Ohr zu gröhlen (ab 1:27). Die Riffs sind hier besonders grantig geworden und trümmern einfach alles nieder, was gerade so im Weg rumsteht.
Was mich an CANNIBAL CORPSE abnervt, sind dieses teilweise furchtbar grottigen Gitarrensoli, nachzuhören bei „Demented Aggression"...boaah, hört sich an, als ob jemand zwischen den Saiten eingeklemmt ist und krampfhaft versucht sich zu entwirren, während zufälligerweise die Aufnahme läuft. Beim Song "Rabid" (sind das abartige Schreie oder was?) geht es doch auch mit dem Solo. Ist zwar auch nicht bahnbrechend berauschend aber zumindest sehr ordentlich, wobei es bei CANNIBAL CORPSE natürlich nicht vom Gitarrensolo abhängt.
CANNIBAL CORPSE haben immer etwas von einem irren Serienmörder, der manisch grinsend mit blutverschmierter Schürze aus der Küche kommt. In der einen Hand ein blutiges Messer und in der anderen ein Tablette mit frischem Hack. Das ist eklig, macht aber irgendwie auch Spaß, weil es sonst wenige gibt, die es so konsequent auf diesem Niveau durchziehen. Fans werden nicht enttäuscht sein, und die jungen Unerfahrenen können hier mal was zum Thema Death Metal Einmaleins nachhören!