Stillbirth - Endgame Is Near Tipp

Stillbirth

Stil (Spielzeit): Deathcore (41:30)
Label/Vertrieb (VÖ): Deafground Records (16.09.11)
Bewertung: 8 / 10
Link(s): http://www.myspace.com/stillbirthparty

Anspruch ist was für Pussies… Wer braucht schon originelles Songwriting, überraschende Wendungen, unnachvollziehbares Rumgefrickel oder gar intelligente, sozialkritische Texte? Richtig. Pussies. Und die sind bei STILLBIRTH aus dem Ruhrgebiet definitiv an der falschen Adresse. Es sei denn, es handelt sich um frischgewaschene und rasierte Pussies in knappen Höschen, die von vollbusigen Blondinen getragen werden. Diese Art von Pussies dürfte bei den fünf abgedrehten Jungs von STILLBIRTH wohl herzlich willkommen sein. Definiert man den Begriff „Pussy“ jedoch als verweichlichtes Würstchen, dem ein „Crispy Chicken“ viel zu scharf und NICKELBACK sehr viel zu hart ist, dann kann man wohl behaupten, dass diese Pussy hier nichts zu suchen hat. Klingt alles ein wenig sexistisch und chauvinistisch? Richtig. Sieben „Pussies“ im ersten Absatz sind unverhältnismäßig viel? Auch richtig. Aber wer damit ein Problem hat, der passt in die zweite Definition und ist hiermit angehalten, nicht weiter zu lesen. Denn das Niveau von STILLBIRTH ist entsprechend niedrig gehalten und der Ton ist rau. So soll das sein...

Zumindest in den musikalischen Gefilden, in denen sich die Jungs bewegen, ist eine derartig ausgelassene Grundhaltung definitiv ein Qualitätsmerkmal. Denn diese ist nicht bloß auf die lyrischen Ergüsse bezogen, sondern schlägt sich auch in der musikalischen Ausprägung der dreizehn Tracks des mittlerweile dritten Longplayers der Band nieder. Diese Ausprägung ist wohl am besten als eine Mischung aus Hardcore, Grindcore und Deathmetal zu bezeichnen, weshalb ich die moderne Kurzform „Deathcore“ als Stilbezeichnung gewählt habe. Wer jetzt typischen Deathcore der Marke SUICIDE SILENCE erwartet, den muss ich enttäuschen. Mit herkömmlichem Deathcore ist STILLBIRTH zwar vergleichbar, aber nicht identisch. Geboten wird dem geneigten Hörer auf „Endgame Is Near“ brutales, rhythmisches Grindcoregebolze mit ordentlicher Deathmetalkante, einigen Hardcore-typischen Gangshouts und natürlich den obligatorischen Breakdowns. Das Ganze ist vielleicht nicht unbedingt so wahnsinnig originell und wird die Szene sicherlich nicht umkrempeln, aber dafür wird einem auch nie langweilig, wenn die fetten Grooves und simplen Kopfnickerrhythmen aus den Boxen knallen. Die Jungs verstehen es durchaus, eingängige und mitreißende Songs zu schreiben. Unter den dreizehn Titeln befindet sich kein einziger richtiger Lückenfüller. Dafür jede Menge Geballer, Geschrei, Gegrunze und Gequieke...

Ja, die fünf Ruhrpotter greifen wirklich tief in die vokalistische Trickkiste. Überwiegend wird zwar in bester Hardcore-Manier geshoutet, aber als wirkliche Perlen erweisen sich für mich die zahlreichen, herrlich unmenschlichen Grunts und Pigsqueals. Genau das will ich hören. Am ehesten würde ich STILLBIRTH mit JACK SLATER vergleichen. Was die musikalische Vorgehensweise, die abwechslungsreichen Vocals, den augenzwinkernden Humor und den Sound betrifft, stehen sich die beiden Kapellen recht nahe. Letzterer ist übrigens ziemlich fett und meiner Meinung nach absolut einwandfrei. Insgesamt habe ich tatsächlich relativ wenig auszusetzen an „Endgame Is Near“. Das Tempo ist überwiegend perfekt kopfnickertauglich, natürlich gespickt mit rasanten Blastbeats, und bis auf einige relativ belanglose Parts hat das ausgelassene Quintett rein gar nichts falsch gemacht. Gegenüber den Vorgängern haben die fünf sympathischen Surferboys aus dem Pott besonders in Sachen Sound einen ordentlichen Schritt nach vorne gemacht...

Was hingegen abgenommen hat, ist der Anteil an deutschsprachigen Lyrics. Auf „Endgame Is Near“ sticht eigentlich nur ein Text hervor. In diesem Zuge möchte ich auch noch einmal auf das wundervoll niedrige Niveau der Band eingehen. Wenn in verschiedensten Tonlagen „Halb vier ist Anstoß. Gleich wird mein Schwanz groß.“ gebrüllt wird, sollten eigentlich keine Fragen mehr offen bleiben. Dann will der Papa jetzt aber auch nichts mehr hören. Der Papa hört sowieso seit Stunden nichts anderes außer STILLBIRTH und so kann es eigentlich auch weitergehen. Wie bereits erwähnt, wird einem einfach nicht langweilig mit dieser Platte. Kann ich wirklich allen Grindern und Brutalstmetallern ans Herz legen. Nur Pussies eben nicht...