Stil (Spielzeit): melodischer, skandinavisch angehauchter Death-Thrash (35:08)
Label/Vertrieb (VÖ): Candlelight Records / Soulfood (23.03.2007)
Bewertung: 6,5/10
Link: http://www.lost-eden.com
Als ich das letzte Mal Metal aus Japan an meine Ohren ließ, hieß die Band VOMIT REMNANTS und war nur sehr bedingt mein Fall. Dann flatterte mir die Promo von LOST EDEN in den Briefkasten. Laut Promotext, der sich mit Infos über die Band und deren Musik doch sehr zurückhält, handelt es sich bei diesem fünfköpfigen Gespann um „Japans bestgehütetes Metal-Geheimnis“, welches sich nun, nach einem in 2005 veröffentlichten Demo und diversen Sampler-Beiträgen mit „Cycle Repeats“ endgültig in die Öffentlichkeit begibt.
In diversen interkulturellen Seminaren lernte ich unter anderem, dass Japaner recht zurückhaltend und schwer auf Etikette bedacht sind. Nun ja. Bei LOST EDEN ist davon allerdings ziemlich wenig zu spüren. Nach einem entspannenden Keyboardintro vergisst man jeglichen Anstand und jegliche Zurückhaltung und lässt ordentlich die Kuh fliegen. Oder sollte ich vielleicht Kuh durch Rentier ersetzen?
Denn LOST EDEN geben bei ihrem ersten Release skandinavisch angehauchten Death-Thrash-Metal mit leichten Metalcore-Anleihen („Forsaken Last“) zum Besten. Und zwar kurz und knackig. Die zehn Songs auf „Cycle Repeats“ kommen mit einer Gesamtspielzeit von 35 Minuten aus. Sehr melodische und agressive Gitarrenriffs werden mit den guten Growls von Frontmann Norio kombiniert, der sich, was die Stimmgewalt angeht, hinter Kollegen wie Mikael Stanne, Anders Fridén, oder Peter Dolving in keiner Weise verstecken muss. Auch in den eingängigen, clean gesungenen Refrains macht er seinen Job richtig gut. Dazu kommen die antreibenden Drumparts und ein, den melodischen Anteil noch unterstützendes, Keyboard. Die String-Section leistet darüber hinaus auch richtig gute Arbeit. Melodische Parts und druckvolles Riffing erwecken bei mir leichte Erinnerungen an IN FLAMES mit „The Jester Race“. Sicherlich, der melodisch, skandinavische Death-Thrash-Metal wird durch LOST EDEN nicht neu erfunden, aber, oder genau deswegen, die Japaner wissen zu gefallen. Und auch das eine Riff, sei es „Markenzeichenriff“ genannt, ist den Japanern noch nicht gelungen, aber das kommt bestimmt noch. Aus dem temporeichen Gesamtkonzept von „Cycle Repeats“ sticht das rein instrumental und akustisch gehaltene „Sandglass“ hervor.
Ein wenig enttäuschend an „Cycle Repeats“ ist für mich, dass nach den ersten vier Songs, die richtig durch die Boxen krachen, die Spannungskurve doch ein wenig abfällt und von Thrash-Metal aus Japan hätte ich mir ein paar fernöstliche Elemente in der Musik erhofft. Vom produktionstechnischen Standpunkt gibt es nichts zu meckern. Knackig knallen acht Songs und zwei Verschnaufpausen aus den Boxen.
Fazit: Fans des skandinavischen Metal können bei der Anschaffung von „Cycle Repeats“ nicht viel falsch machen, wer es exotisch und abgefahren mag, wird hier wenig Freude haben. Dennoch wünsche ich der Band alles Gute für die Zukunft. Potential ist hier definitiv vorhanden. Was die Jungs daraus machen, wird die Zukunft zeigen. Anspieltips: „Squeeze“, „Forsaken Last“