Stil (Spielzeit): Grindcore / Death Metal (43:05)
Label/Vertrieb (VÖ): Metal Blade ( 04.05.12)
Bewertung: 8,5 / 10
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Ich bin ganz bestimmt nicht die, die in der Redaktion als Erste "Hier!" schreit, wenn Grindcore auf den Tisch kommt. Aber bei CATTLE DECAPITATION reichte mir ein Song, um mich für dieses nicht so leicht zugängliche Genre zu begeistern. Sicherlich gibt es einige, denen die Band ebenfalls neu ist. Deshalb kurz zur Vita: CATTLE DECAPITATION (Englisch für Rind/Viehenthauptung) bestehen seit 1996 und setzen sich aktuell zusammen aus Travis (Vocals), Josh (Gitarre), Dave (Schlagzeug) und Derek (Bass), alle vier bekennende (militante) Vegetarier aus USA. Dass die vier Vegetarier sind, ist jetzt nicht so der umwerfende Brüller, sondern eher, dass ihre Texte eine Art radikalen Tierschutz darstellen.
Ich kann jetzt gar nicht so mit Grindcore-spezifischen Fachbegriffen um mich werfen, sondern einfach nur auf den Punkt bringen, dass „Monolith Of Inhumanity" ein Knaller ist und wie ich zu diesem Ergebnis komme.
Der erste Grund dafür ist diese atemberaubende Vielfalt von Travis' Vocals (Gesang ist in diesem Zusammenhang nur bedingt angebracht), so etwas habe ich bis jetzt noch nicht gehört. Der Typ hat eine Bandbreite, die schier alles abdeckt. Von ganz tiefem Grunzgesang, abgestochene Sau trifft es sehr gut und ist in diesem Fall sicherlich sogar beabsichtigt, bis kranker, widerwärtiger, knollennasiger Totschlägergnom. Hier kann sich manche etablierte Band mal was abgucken. Ich bin mir lange Zeit sicher, dass das niemals eine Person alleine singen kann... ist aber so!
Der erste Song „The Carbon Stampede" startet mit 1a Grindcoregeknüppel, gerne mal verfeinert mit vereinzeltem Thrashgedonner und unzähligen Tempowechseln. Bedrohlich, rasend schnell und auch gerne mal zwei Tempi gleichzeitig. Krank hört sich das an, aber gleichzeitig so fett und niveauvoll, dass ich mich nicht entziehen kann.
Der Kollege attestiert einer alten Platte sinngemäß, dass nicht viel Melodie zu erkennen sei. Das ist auf der aktuellen „Monolith Of Inhumanity" aber ganz anders. Die Band haut eigentlich eine packende Melodie nach der anderen raus, erst ohne erkennbare Struktur. Ich habe keine Ahnung, ob und wie ich mich dazu bewegen soll, und bei den ersten Durchläufen muss ich öfter mal nachschauen, ob das jetzt schon ein neuer oder noch der alte Song ist. Doch schon bald kristallisieren sich Favoriten heraus und „A Living, Breathing Peace Of Defeating Meal" ist auf jeden Fall einer davon. Wie bitte kriegt man so abartige Vocals hin? Der Song hat auf jeden Fall am meisten Ähnlichkeit mit einem „üblichen" Songaufbau.
Unfassbar, wie schnell sich die Ohren anpassen können. Songs wie „A Forced Gender Reassignement" kommen mir schon bald im Vergleich zu harmlos rüber. Dieser Song hat allerdings ein göttliches Outro und punktet somit trotzdem. Bassist, Gitarrist und auch Schlagzeuger bringen sich alle gleichermaßen unfassbar kreativ in die Hymnen „Für die Tiere!" ein, da kann DAS PACK mit ihrem „Pferdeapfel" nach Hause gehen!
Favorit ist auch der Song „Gristle Licker" Die Band löst ein Kopfkino aus, wie ich es schon lange nicht mehr hatte. Das treibt wirklich den Blutdruck nach oben und CATTLE DECAPITATION trägt das Label einer Extreme Metal Band auf jeden Fall berechtigterweise. Doublebass ist hier nicht einfach nur Doublebass, hier sind noch die Becken ordentlich im Einsatz und der Song groovt ohne Ende. Der Soundtrack, um von Angst getrieben durch dunkle, abgeranzte Kellerräume um sein Leben zu rennen. Ebenso bei „Lifestalker", der einfach mal mit einem epischen, apokalyptischen Chormoment überrascht. Der Song zieht einem buchstäblich mit Gewalt die Kinnlade runter und zielt dann mit einem genialen Gitarrensolo direkt in den offenen Mund. Hammer!
Ich bin wirklich verunsichert, ob ich bei Grindcore bis jetzt einfach nur nicht richtig zugehört habe. Ist das mittlerweile immer so geil? Früher war das für mich sinnloses Rumgeballer, ohne Struktur und mit immer gleichen (meist schlechten) Vocals. CATTLE DECAPITATION sind definitiv kein hirnloses Draufgehaue auf Albumlänge, sondern eher auf die Fresse mit Niveau. Alle Songs kommen erwartungsgemäß sofort auf den Punkt: Nicht lang schnacken, Kopf in' Nacken.
CATTEL DECAPITATION sind nicht unbedingt was als Hintergrundmusik für ein entspanntes Frühstück, und ich kann mir vorstellen, dass sie sogar auf Konzertlänge sehr anstrengend sind. Obwohl ich zugeben muss, dass ich jetzt seit knapp drei Wochen jeden Tag mindestens einen Song gehört habe, zu allen möglichen Zeiten. Und zwar, weil ich einfach immer wieder Bock drauf hatte.
Den Auftritt auf dem SUMMER BREEZE lasse ich mir auf jeden Fall nicht entgehen. Ich will unbedingt sehen, ob und wie man das live hinkriegt! Als Grindcore Rookie kann ich also guten Gewissens sagen: Das ist für mich die beste Platte, die ich aus dem Genre bis jetzt gehört habe. Würde mich nicht wundern, wenn Genrefachleute die Platte ähnlich gut bewerten.