Stil (Spielzeit): Progressive/Melodic Death Metal (61:10)
Label/Vertrieb (VÖ): Spinefarm/Soulfood (20.04.12)
Bewertung: 8,5/10
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Seit zwölf Jahren unterwegs, und nach einem späten Start ins größere Business gibt es nun nach zwei Jahren schon den Nachfolger von „Monolith" zu hören. Doch so hoch ist das Business noch nicht, da die Jungs bisher trotz vielen Lobs noch nicht viel auf den großen Bühnen der Welt herumkamen – zu Unrecht, wie ich finde. Mal sehen, wie weit die Schweden mit dem dritten Werk kommen.
Langsam kommen sie angeschlichen. Wandeln rhythmisierend durch die Beine und den Bauch in Richtung Kopf. Doch sie halten nicht an. Sie drehen eine Runde und fließen wieder in den Bauch. Im Wiegeschritt schweben die Harmonien gemächlich durch den ganzen Körper und werden immer facettenreicher. Ruhig, und doch melodisch unverkennbar IN MOURNING, beginnt der erste Song „Colossus", der sich behäbig auf dem Sofa breit macht. Nach vier Minuten ist man noch nicht einmal bei der Hälfte angekommen, doch hier beginnt auch langsam die Aggression herauszuplatzen. Ohne zu vertrackte Konstruktionen aufzubauen schaffen es die Schweden, die ersten zehn Minuten schöne Muster aus Gewalt und Melancholie zu häkeln.
Bei dem ersten Album der Nordlichter fielen mir die trockenen, deftigen Drums auf, das zweite Mal war alles ein bisschen wärmer im Gesamtklang und dieses Mal würde ich behaupten ist es eine gute Mischung aus beiden Vorgängern. Vielleicht würden andere Ohrmuscheln auch etwas anderes behaupten.
Aber zu lasch darf es nicht sein. Solche Stakkato-Riffs wie in der Eröffnung von „A Vow To Conquer The Ocean" riechen schon fast nach schwarzem Metall. Doch wenn später brutal das Tempo übers Knie gebrochen wird, kommt wieder die pure Dramatik durch die Membran, so dass man am liebsten mitschreien will. Entspannende Instrumentalteile entführen die Hör-Synapsen in ein Schaumbad, bevor wieder die dunklen Growls den Beezlebub im Blubberbad wecken. Überhaupt finde ich hier den Wechsel zwischen theatralischen Screams und bösen Growls sehr gelungen – und auf den Klargesang komme ich später auch noch kurz zu sprechen.
Manche Melodien zu Beginn von „From A Tidal Sleep" erinnern mich an einen Song von DREAM THEATER, doch so heftig progressiv wie die Amerikaner sind die Skandinavier dann doch nicht ganz. Im Gegensatz zu Schwedentod der Marke IN FLAMES und Konsorten verbraten IN MOURNING allerdings einige Riffs und Rhythmen mehr, bleiben jedoch glücklicherweise auch dem Konzept treu, wiederkehrende Melodien auf- und einzubauen.
Nummer vier tropft. Gitarrentöne tröpfeln sanft auf den Bauch, klarer Gesang gesellt sich zerbrechlich dazu. Gläsern wie ein himmlisches Glasperlenspiel von vereisten Tränen baut sich die Ballade auf, bis der Song in einem zweistimmigen Chorus gipfelt, ohne in kitschigem rosa aufzublühen. Für meinen Geschmack hätte das Riff monotoner Traurigkeit am Ende phantasievoller gestaltet sein können oder der Track hätte kürzer sein dürfen. Aber das ist schon Meckern auf hohem Niveau.
Entgegen den Erwartungen fieser, aufweckender Töne bietet „Sirens" ein träumerisches Klavierintermezzo, das nach der intensiven, schwermütigen Kost gut auf Platz sechs platziert ist. In den letzten drei Stücken wird nochmals alles herausgeholt. Brachiale Klangwände gespickt mit spannenden Drums umwickeln Gehirn und Gedärm. Doch zu einer Melodie zum Mitsummen reicht es bei IN MOURNING ebenfalls immer.
Auch wenn zuvor oftmals die Nähe zu OPETH attestiert wurde – was man nicht vollkommen wegdiskutieren kann – finde ich, haben IN MOURNING ihren Weg gefunden. Wenn man die zwei letzten Alben kennt, erkennt man in „The Weight Of Oceans" die bekannte melancholische Härte, die zwischen einfacher Wehmut und wütender Eruption schwankt. Für eine Höchstwertung müsste für mich allerdings noch ein bisschen mehr Hitpotential des ein oder anderen Songs dabei sein – auch wenn dieses Album auch in seiner Länge wirklich Spaß macht. Deshalb ist dies hier eine Empfehlung an alle, die die Burschen noch nicht kennen sollten.
Manuel
"Größtenteils harmlos."