Link(s): http://www.myspace.com/infectedbrain
Kann man nicht meckern... Diese fünf routinierten Brutalos aus Borne sind zwar ungefähr so kreativ und originell wie Waschmittelwerbung, aber Anlass für einen Verriss ihrer mittlerweile fünften Veröffentlichung geben mir die Jungs keinesfalls. Wer auf knüppelharte Mucke im Stil von HATE ETERNAL oder SUFFOCATION abgeht, CANNIBAL CORPSE für ihre schlauen und hintergründigen Texte verehrt und songwriterische Überraschungen ebenso fürchtet wie stilistische Variationen, der kann hier guten Gewissens aufhören zu lesen und das Album für angemessene zwölf Tacken bei der Band selber ordern oder deren nächste Show besuchen. Denn INFECTED BRAIN bieten auf „Deconstructive Surgery“ wie gewohnt hundertprozentig solide Sensenmannskost im klischeebeladensten Gewand. Die elf darauf enthaltenen Songs gehen ebenso schnell rein ins Ohr wie auch wieder raus. Man hat es hier sozusagen mit den Ninjas unter den Deathgrindkillern zu tun. Super. Belastet nicht, fordert dem geneigten Hörer kaum Aufmerksamkeit ab und stört nicht beim Fußnägelschneiden, Jungfrauenopfern oder was der typische Metalhead sonst so nebenbei treibt. Innovationen? Sucht man vergebens. Peinliche Ausrutscher? Fehlanzeige...
Nein, die fünf sympathischen Gewaltfreunde haben ihre ganz eigene Methode entwickelt, um peinliche Ausrutscher zu vermeiden. Man halte das Niveau im Allgemeinen so niedrig, dass man gar nicht erst die Gefahr eingeht, unter der eigenen Messlatte hindurchzuflutschen. Das bezieht sich jetzt allerdings in erster Linie auf die lyrischen Ergüsse und den Ideenreichtum der kompositorischen Köpfe bei INFECTED BRAIN. Der Umgang mit den Instrumenten ist an sich gar nicht mal so niveaulos. Kann man halt nicht meckern. Allerdings sind die konsistent im selben tiefen Grunzton vorgetragenen Texte dermaßen unterirdisch, dass man sich des Öfteren wünscht, die Stimme wäre unmenschlichst verzerrt worden. Besonders bei den vier deutschsprachigen Titeln wird klar, woher der Bandname rührt. Hätten die Jungs wenigstens ein wenig augenzwinkernde Selbstironie in ihre Schlachthauspoesie einfließen lassen, dann würden all die abgedroschenen Gewaltphrasen nicht mehr ganz so lächerlich wirken. Doch leider scheint man sich hier tatsächlich etwas ernster zu nehmen als angemessen. Allerdings lässt sich darüber auch leicht hinwegsehen. Die vorbildlich stumfsinnigen Kannibalenleichen werden schließlich auch ernstgenommen. Und als eingefleischter Stromberg-Fan schäme ich mich sowieso liebend gerne fremd...
Was viel eher ins Gewicht fällt, ist das überschauliche strukturelle Niveau. Was haben diese fünf jungen Herren denn bloß gegen richtig schön groovende Abgehparts, eingängige Hooks oder treibende Kopfnickerrhythmen? Es ist ja wirklich alles andere als schlecht, was es hier auf die Ohren gibt, aber muss es denn wirklich immer das selbe monotone Geballer sein? Ist es tatsächlich so notwendig, die werte Hörerschaft von der zugegebenermaßen beachtlichen Ausdauer zu überzeugen, was Geschwindigkeit und vertonte Härte angeht? Dass man sein Handwerk im Hause INFECTED BRAIN versteht, wurde mit den vorangegangenen Werken doch eigentlich ausreichend bewiesen. Das Quintett hat es wirklich drauf, wenn es um flotte Blastbeats, stimmige Riffings, sauberes Drumming, tiefe Grunts und regelmäßig eingestreute Walzattacken geht. Nur leider geht es seit nunmehr dreizehn Jahren um nichts anderes. Kein Wunder also, dass sich bisher noch kein Label erbarmen konnte, worauf man nach eigener Aussage jedoch sogar stolz ist...
Nun gut, ganz offensichtlich wollen es die hirninfizierten Sachsen-Anhalter gar nicht anders als hier dargeboten. Blastbeats und schleppende Rhythmen sind einfach deren Ding und das ziehen sie durch. Mit Bravour. Oft genug gehört, aber oft genug auch für gut befunden. Man muss den Jungs einfach lassen, dass die Platte für eine Eigenproduktion wirklich erstklassig abgemischt wurde, insgesamt sehr druckvoll wirkt und zudem extrem sauber und souverän eingespielt wurde. Stilistisch sowie gestalterisch zwar absoluter Durchschnitt, doch muss ich für die Professionalität einen Extrapunkt vergeben. Die elf Tracks sind für deathgrinderprobte Ohren einfach optimal konsumierbar und eignen sich somit bestens zum Nebenbeihören...
Stil (Spielzeit): Deathgrind (41:32)
Label/Vertrieb (VÖ): Eigenproduktion (05.11.11)
Bewertung: 6 / 10