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Stil (Spielzeit): Deathmetal (42:18)
Label/Vertrieb (VÖ): Lifeforce / Soulfood (29.06.12)
Bewertung: 8 / 10
Link: MySpace
Während ich MISERATIONs Zweitwerk „The Mirrowing Shadow" noch ohne Wenn und Aber abgefeiert habe, muss ich bei „Tragedy Has Spoken" doch zumindest ansatzweise Kritik üben. Der brutale Deathmetal der Schweden ist nach wie vor in seiner Technik und seiner Kompromisslosigkeit beeindruckend, aber ab und zu fällt es mir doch schwer, den Riffs folgen zu können. Dafür haben die Schweden dann aber ein paar zusätzliche, atmosphärische Elemente entdeckt - was ihnen verdammt gut steht.
Das Problem, den Riffs folgen zu können, liegt vor allem an der „Viel-Hilft-Viel-Methode" der Band: es wird geblasted und nach vorne geknüppelt und man lässt dem Hörer kaum die Möglichkeit zum Verschnaufen. Auf der anderen Seite gibt es aber auch solche Glanzmomente wie beim Opener „Stepping Stone Agenda" oder "On Wings Of Brimstone", in denen ein Cleangesang beinahe wie ein Chor klingt oder der Song vom Klavier unterstützt wird. Der zweite Song fängt dann etwas „ruhiger" an, zeigt aber auch, dass die Band nicht lange in den mittleren Lagen bleiben will und beginnt auch wieder recht schnell damit, Kette zu geben. Und so ist die Dreiviertelstunde mit einigen Momenten gepflastert, in denen die Aufmerksamkeit unweigerlich nachlässt.
Auf ihrem dritten Album haben MISERATION ihren Sound um ein paar strange, atmosphärische Sounds und Ideen erweitert, bleiben ihrem Rezept (ein Drittel Brutalität, ein Drittel Gnadenlosigkeit und mehr als nur ein Drittel Auf-Die-Fresse) aber treu und zeigen sich nur in ausgewählten Momenten wirklich zugänglich. So sehr dieser Umstand meinen Ohren auch zu schaffen macht, so sehr bin ich aber irgendwie auch wieder begeistert, wie man in so einem Orkan von einem Album doch noch so viel Melodik in die Riffs legen kann (zum Beispiel die melodischen Parts in „Ciniphes"). Und wie gesagt – es gibt immer wieder kleine Inseln oder Oasen, in denen kurz aufgeatmet werden kann und die dem Album damit erst wirkliche Struktur geben.
Wer fett produzierten Deathmetal mag und sein Heil in Geschwindigkeit und Technik sucht, der kommt bei „Tragedy Has Spoken" voll auf seine Kosten: fiese Vocals vom ex-SCAR SYMMETRY-Sänger, drückende Blastbeats, gute Saiten-Arbeit und die Suche nach atmosphärischen Details. Wenn MISERATION hier eines abgeliefert haben, dann auf keinen Fall ein Album, das den Hörer kalt lassen könnte. Viel zu fordernd sind die 42 Minuten. Für meine Begriffe könnten sie die Blastbeats aber etwas zurückfahren und dieser atmosphärischeren Ader noch weiter folgen. Ansonsten: Horns Up!