Link(s): http://www.myspace.com/parricide-pl
Okay... Ich würde die abschließende Aussage aus meiner Rezension zum neuen Album von PARRICIDE namens „Just Five“, welches zeitgleich mit „Just Past“ erschien, nun doch ganz gerne revidieren. Denn ganz so lohnenswert wie von mir vermutet ist die Befassung mit dem alten Kram dieser Band leider doch nicht. Hörenswert wird es bei den fünf Polen eigentlich erst ab 1999 mit dem ersten Longplayer „Crude“, wobei auch dort insbesondere der Sound erheblich zu wünschen übrig lässt. Ich persönlich kann erst mit dem viel Goregrind-lastigeren Album „Kingdom Of Downfall“ aus dem Jahre 2003 wirklich sympathisieren. Doch im direkten Vergleich mit den achtzehn Auralvergewaltigungen, welche man aus unerfindlichen Gründen für diese Veröffentlichung reanimiert und ohne weitere Bearbeitung zusammengeklumpt hat, klingen wohl selbst die ersten Demotapes von KNOCHENFABRIK nach akkurat eingespielter und sauber abgemischter Tonkunst. Oder das Rauschen, welches man aus der Kanalisation vernehmen kann, wenn man an einem Gully vorbeigeht. So gewaltig groß ist der Unterschied zu den ersten Gehversuchen von PARRICIDE auf jeden Fall nicht. Also stellt sich doch die Frage, was das hier soll...
Wenn eine etablierte Szenegröße irgendwann mal für die Sammler eine Zusammenstellung ihrer allerersten Kompositionen veröffentlicht, um den Fans die stilistische Entwicklung ihrer Helden näherzubringen, dann ist das ja vollkommen in Ordnung und ich wäre auch der erste, der dieses Stück Bandgeschichte der Vollständigkeit halber käuflich erwirbt. Ganz egal, wie mies die Aufnahmen auch sein mögen. Doch zu diesen Szenegrößen würde ich die Herren von PARRICIDE nicht unbedingt zählen. Sicherlich haben auch die fünf Polen eine gewisse Fanbase und deren letzter Longplayer beweist, dass dies auch durchaus berechtigt ist, doch ich wage mal zu bezweifeln, dass es ausreichend fanatische Anhänger geben wird, welche sich tatsächlich für die ganz alten Sachen des Quintetts interessieren und bereit sind, Geld dafür auszugeben. Und allen nicht ganz so fanatischen Anhängern sowie Neueinsteigern ist wirklich dringend von dieser Investition abzuraten. Da bekommt man tatsächlich ein gänzlich falsches Bild von dieser Knüppelkapelle, welche mittlerweile absolut solide Grindcorekost mit einer gehörigen Portion Augenzwinkern abzuliefern versteht. Doch von diesem Zwinkern ist auf „Just Past“ leider so gar nichts zu vernehmen. Hier gibt es nur überwiegend äußerst mies eingezimmerten und unerträglich rumpeligen Deathmetal der alten Schule auf die geplagten Ohren. Nur Vergangenheit halt...
Das muss doch nicht sein. Hätte man die teilweise sogar stilistisch leicht vielversprechenden Songs wenigstens neu eingespielt und mit einem angemessenen Soundgewand versehen, dann könnte der geneigte Hörer über den Mangel an Eingängigkeit und Originalität vielleicht sogar hinwegsehen. Aber die holprige Basedrum, der übersteuerte Bass und die ständigen Lautstärkeschwankungen verderben wirklich jede Lust am Zuhören. Dabei offenbaren einige Titel tatsächlich ein gewisses Gespür für groovende Kopfnicker. Besonders zum Schluss der Platte. Dort wird es dann sogar einigermaßen erträglich und die letzten fünf Titel von der im Jahre 1995 verbrochenen Musikkassette namens „Accustomed To Illusion“ reißen die ganze Geschichte letztendlich einigermaßen raus. Hier wird es deutlich strukturierter, interessanter, greifbarer und vor allem hörbarer. Zumindest im Vergleich zu den fünf Titeln vom Demotape „Fascination Of Indifference“ und den beiden Tracks vom darauffolgenden Demo „Unnailed“, welche allesamt vom Songwriting her recht belanglos daherkommen. Den schlimmsten Part offenbart die Scheibe allerdings gleich zu Beginn mit den sechs allerersten Auralverbrechen aus dem Hause PARRICIDE...
Also immerhin kann man die Entwicklung der Band ganz gut nachvollziehen. Vom Geholze der übelsten Sorte über Deathmetal im Stil von MORBID ANGEL bis hin zu etwas düstereren Klängen der Marke SINISTER haben sich die Jungs nach vorne gekämpft und nun scheinbar endlich ihren Weg gefunden. Also schließen wir jetzt besser dieses düstere Kapitel aus der Geschichte von PARRICIDE und wenden uns lieber wieder dem neuesten Longplayer zu...
Stil (Spielzeit): Deathmetal (71:46)
Label/Vertrieb (VÖ): Mad Lion Records (11.11.11)
Bewertung: 4 / 10