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http://www.myspace.com/cannibalcorpse
Da CANNIBAL CORPSE nun schon mehr als zwanzig Jahre auf dem Buckel haben, werde ich die Band hier nicht vorstellen. Denn wer auf diesen Artikel geklickt hat weiß, um welche musikalischen Massaker es hier geht.
Nachdem in den letzten Jahren nach einigen Meinungen der Fans die Motivation der Kannibalen etwas nachgelassen hatte, brachten die Amerikaner mit „Kill" vor knapp drei Jahren wieder eine starke Scheibe auf den Markt. Damit zeigten sie, dass man als künstlerischer Schlachter noch nicht mit Ende Dreißig in Rente gehen muss.
Der Eröffnungsschrei des Corpsegrinders zeigt an: Es ist noch Luft da. Dies ist auch ein Merkmal, was ich persönlich dem in Untiefen herumgurgelnden Chris Barnes vorziehe. Gut, hier mögen sich die Geister scheiden, aber in Anbetracht der Tatsache, dass George Fisher seit 1995 die Frontsau spielt, ist er zumindest kein schlechter Nachfolger.
Ich finde es nicht ganz einfach, dieses Album zu beschreiben, da - außer für Frischlinge im Schlachthaus - das allgemeine musikalische Vorgehen von CANNIBAL CORPSE bekannt ist, und man eigentlich auch keine vollkommenen Stilbrüche erwartet. Und so ist es auch.
Druckvoll produziert geben die Jungs aus den Staaten viel Vollgas, aber zum gepflegten Rübeschütteln bleibt ebenso Zeit und Muße. Während „Scalding Hail" in unter zwei Minuten durchgekloppt wird, kann man in „A Cauldron Of Hate" gemütlich hin und her schwingen. Dabei sind natürlich die obligatorischen Rhythmenwechsel überall dabei, ohne zu verwirrend zu wirken. In dem zuletzt genanntem Song kommt auch mal eine schöne Melodei auf der Gitarre hervor, wie sie in einen Death-Metal-Song passt.
Auf der einen Seite gefallen mir Scheiben, bei denen das geschlagene Trommelfell des Drummers mein Trommelfell eindrückt. Andererseits kam es mir beim ersten Durchgang fast etwas penetrant vor, wie die Snare von Herrn Mazurkiewicz mir durch die Ohrmuschel hämmert. Weitere Durchläufe der Platte ergeben aber genau damit eine Wucht und Aggressivitätssteigerung, die prima zu den Schnetzlern vom Dienst gehört.
Meines Erachtens demonstrieren CANNIBAL CORPSE mit „Evesceration Plague", dass sie noch lange nicht zum alten Eisen gehören. Mit einer brutalen Freude wird gemetzgert was das Zeug hält. Alex' Bass kommt selten explizit zum Vorschein, aber ansonsten lässt die Scheibe kaum Wünsche offen. Die volle Spitzenpunkzahl würde ich vergeben, wenn ich vor Erstaunen mit den Ohren voraus an die Wand geschleudert würde. Doch wenn die Erwartung hoch ist, und erfüllt wird, bleibt der Hintergedanke: Wie erhofft klasse, aber ein Übersong für das kommende Jahrhundert oder ähnliches wäre das Sahnehäubchen auf dem Fleisch- und Knochenhaufen.
Stil (Spielzeit): Brutal Death Metal (38:48)
Label/Vertrieb (VÖ): Metal Blade Records (30.01.09)
Bewertung: 8,5/10
Manuel
"Größtenteils harmlos."