Stil (Spielzeit): technical Deathmetal / Prog (50:12)
Label/Vertrieb (VÖ): Relapse / Rough Trade (27.02.09)
Bewertung: 9,5 / 10
http://www.obscura-metal.com/
„Cosmogenesis“ wird vermutlich im Jahr 2009 eines der Offenen-Kinnladen-Alben sein und ich bin gespannt, ob in den nächsten Monaten noch etwas im Bereich Technical Deathmetal mit Prog-Schlagseite kommt, was sich hiermit messen lässt. Ich glaube, das wird ziemlich schwierig.
Zu groß scheint einfach das Können, was hier dargeboten wird. Nicht umsonst ist der Vierer aus Deutschland als erste heimische Band auf dem Nobellabel Relapse Records gelandet! Mit ehemaligen Mitgliedern von NECROPHAGIST und PESTILENCE treffen hier nun mal keine Anfänger zusammen, um das zweite Album dieser Ausnahmeband einzuspielen.
Aber neben dem Notenmassaker macht vor allem die extrem ausbalancierte Produktion der Platte sehr viel Spaß: alles ist deutlich zu hören, nichts wird begraben und auch die Vocals liefern ihren mehr als gelungenen Part zum Gesamtwerk ab (mir ist allerdings ein Rätsel, wie man bei diesem Fingergemetzel noch gleichzeitig shouten kann...). Mir hat es allerdings vor allem der Bass angetan, der sich zu jedem Zeitpunkt wunderbar heraushören lässt und von einem Wahnsinnigen eingespielt zu sein scheint. Ich schätze mal, dass es sich hier um einen fretless Bass handelt - und der gute Jeroen Paul Thesseling haut hier wirklich einen unglaublichen Lauf nach dem andern raus und setzt sich mehr als nur gleichberechtigt zwischen die beiden Gitarren-Derwische.
Das spacige Thema der Platte und der ab und zu benutzte Vocoder erinnern ein wenig an THE FACELESS, aber im Gegensatz zu ihren amerikanischen Kollegen verzichten OBSCURA komplett auf irgendwelche Hardcoreelemente und setzen an manchen Stellen lieber proggige Parts ein – ein wenig wie die DREAM THEATER des Extremmetals. Trotzdem verlieren sie in keinem Moment ihre Eingängigkeit oder verfallen in selbstverliebtes Gefrickel.
Der Zauber, der ganz klar von diesem Album ausgeht, liegt in den wirklich funktionierenden Songs und dem ganz deutlichen Wiedererkennungswert. Hier werden dir zwar ohne Ende Noten um den Kopf geballert, aber es ist eben niemals Gebolze zum Selbstzweck – hier wird Atmosphäre verbreitet und trotzdem übelst geknüppelt! Und bei all diesem Overkill halten OBSCURA die Spannung bis zum Schluss des Albums, in dem sie immer wieder Berg- und Talfahrten absolvieren! Kunststück!