Stil (Spielzeit): Melodic Death / Thrash (43:17)
Label/Vertrieb (VÖ): Restrain Records (22.02.08)
Bewertung: 7,5/10
Link: www.mourningcaress.com
MOURNING CARESS aus Münster beehren uns sechs Jahre nach ihrer ersten Album-Veröffentlichung „Imbalance“ mit ihrem Zweitwerk. Geschuldet ist die Verzögerung einem Labelwechsel von Arise zu Restrain Records und dem personellen Wechsel an der Lead-Gitarre. So erblickt „Inner Exile“ erst ein Jahr nach Fertigstellung das Licht der Plattenläden, und klingt dennoch alles andere als angestaubt.
Obwohl die fünf Jungs mit melodischem Death/Thrash nach skandinavischer Spielweise eine Sparte beackern, die in den letzten zwei Jahren geradezu inflationär Zuwachs bekommen hat, drücken sie dem gewohnten Sound einen eigenen Stempel auf. Einmal durch das heisere, recht monotone aber keinesfalls schlechte Schreien von Sänger Gerrit, das mich stellenweise an KREATOR erinnert, zum anderen durch das ideenreiche Zusammenspiel der beiden Gitarristen, die besonders in den Mittelparts der Songs zur Hochform auflaufen: Immer dann, wenn sich Gerrit zurückhält, glänzt ein kurzes Solo, wird eine Harmonie-Variation eingestreut oder ein kleines riffbasiertes Highlight eingebaut. Zwischendurch horche ich ständig auf, weil Brücken oder Mittelparts besonders liebevoll und packend arrangiert wurden, ein Song-Anfang direkt ins Hirn knallt oder eine unerwartete Wendung, ein akustisches Intro hervorstechen oder das Gesamtspiel so ungemein nach vorne prescht, dass ich kaum noch still sitzen kann.
Viele Songs besitzen eine melancholische Grundstimmung, in der die Gitarren frei von jeglicher Genre-Korsettierung agieren dürfen, und so manche verzückende Melodien hervorblitzen lassen. Überhaupt haben MOURNING CARESS glücklicherweise wenig Angst davor, auch mal sanft oder elegisch zu klingen. Wo andere Bands jede aufkeimende Stimmung mit durchgezogenen Thrash-Salven sprengen, finden die Münsteraner sicher das Gleichgewicht zwischen Aggression und Gefühl. Dabei beweist die Band oftmals, dass Melodic Death nicht schematisch klingen muss und zwischendurch durchaus rocken kann – und darf!
„Inner Exile“ ist ein sehr gutes Album geworden, dem letztlich nur eines fehlt: Es gib keinen Über-Song. Viele kleine vereinzelte Höhepunkte lassen den ganz großen Knaller vermissen, den Track, bei dem das Blut durchgehend hochkocht. Bei so viel Potential gibt’s also doch noch ein wenig Verbesserungsmöglichkeit im Songwriting – und entsprechende Erwartungen ans nächste Album, das hoffentlich nicht wieder sechs Jahre braucht. Bis dahin ist man mit „Inner Exile“ jedoch bestens bedient.
Chris
Als Kind der 90er liebe ich Grunge und Alternative Rock – meine bevorzugten Genres sind aber Death, Groove, Dark und Thrash Metal. Ich kann Musik und Künstler schwer voneinander trennen und halte Szene-Polizisten für das Letzte, was Musik braucht. Cool, dass Du vorbeischaust!