Amoral - Reptile Ride



Stil (Spielzeit): Melodic Death (41:50)
Label/Vertrieb (VÖ): Spikefarm Records (31.08.07)

Bewertung: 6,5/10
Link: www.amoralweb.com

Mit ihrem letzten Album „Decrowning“ haben AMORAL mich schlicht weggeblasen. Ihr Drittwerk „Reptile Ride“ kann da nicht mithalten, auch wenn die Finnen in höhere technische Klassen vorgedrungen sind. Jedoch spielen sie ihre Variante des melodischen Death Metals erneut mit einer Leichtigkeit, die andere Bands nie entwickeln werden – und bekommen Dank einer Hand voll herausragender Songs doch die Kurve zu einem empfehlenswerten Album.

Ständige Tempowechsel zwischen Midtempo und Blastbeats, ausgeklügelte Gitarrenskalen in atemberaubender Geschwindigkeit zwischen oldschool, modern und progressiv, ruhige Solo-Inseln inmitten einem Sturm aus tobenden, eingängigen Riffs und Growl-Gemetzel – AMORAL bleiben sich grundsätzlich treu, haben sich aber handwerklich weiterentwickelt und klingen ausgeklügelter denn je.
Dass technische Höchstleistungen noch keinen guten Song machen, lässt sich leider ebenso sagen, denn dem Album fehlt es ein wenig an Seele und auf gesamter Spiellänge an songwriterischer Abwechslung. Ich vermisse die Hooklines des Vorgängers ebenso wie die Intensität, denn obwohl auf „Reptile Ride“ aus vollen Rohren gefeuert wird, hat sich der „Baller-Effekt“ dann auch irgendwann abgenutzt. Die Melodien auf „Decrowning“ waren stärker, es wurden weniger Töne gespielt, aber sie trafen eher meinen Nerv. Dies gilt auch für den Gesang, der wie auf dem Debütalbum nicht mit dem Variantenreichtum der Instrumentenfraktion mithalten kann.

Doch gibt es an Songs wie „Nervasion“, dem göttlichen „Mute“ oder auch „Snake Skin Saddle“ überhaupt nichts auszusetzen. Im Gegenteil, hier funktioniert auf Titellänge, was ich mir für die gesamte Platte gewünscht hätte: Spannung, Intensität und Abwechslung stimmen, ein Gefühl entfaltet sich, die Songs haben Charakter. So, genau so, sollte melodischer Death Metal klingen. Nächstes Mal bitte wieder mehr davon!
Chris

Als Kind der 90er liebe ich Grunge und Alternative Rock – meine bevorzugten Genres sind aber Death, Groove, Dark und Thrash Metal. Ich kann Musik und Künstler schwer voneinander trennen und halte Szene-Polizisten für das Letzte, was Musik braucht. Cool, dass Du vorbeischaust!