Akercocke - Antichrist

akercocke antichrist

Stil (Spielzeit): BlackDeathGrind (41:10)
Label/Vertrieb (VÖ): Earache (28.05.07)
Bewertung: 9/10

Link: www.akercocke.com

AKERCOCKE huldigen erneut dem Bösen. Ihr letztes Werk vermögen die bekennenden Satanisten mit “Antichrist” nicht zu toppen, dafür war „Words That Go Unspoken, Deeds That Go Undone“ einfach zu perfekt und eine Spur ausgefeilter, homogener. Aber sie kombinieren ihre brutale Mixtur aus Death und Black Metal samt hochmelodiösen clean-Klängen und elektronischen Intermezzi einmal mehr derart stimmungsvoll, dass es mir nachhaltig durch Mark und Bein fährt und man (trotz des leicht dumpfen Gesamtsounds) getrost von einem großartigen Machwerk sprechen kann.

„Antichrist“ sollte unheilvoll klingen, progressiv und enorm hart zugleich. Das ist den Briten beängstigend gut geglückt: Düstere Blastbeats, oft jenseits jeglicher Grooves, unheilig donnernde Thrash-Riffs und ruhige Gitarren-Zwischenparts voller Gefühl und dunkler Ästhetik sorgen auch auf diesem Werk für stimmungsvolle Unterhaltung. Wenn man die Mischung aus wohliger Beklemmung und Faszination, die sich beim Hören einstellt, so nennen möchte, denn diese Platte klingt härter und roher, insgesamt böser und getriebener als ihr Vorgänger.

Wirkte „Words That Go Unspoken, Deeds That Go Undone“ durch die Kombination unterschiedlicher Sounds und verschiedener Gesangsarten (clean, verzerrt, geschrien, gegrunzt) sowie die stetigen Rhythmus- und Geschwindigkeitswechsel in erster Linie experimentell und fast verspielt, so kommt „Antichrist“ geradliniger daher. Beispielsweise ist Black-Metal-Krächzen kaum noch zu hören, dafür dominieren tiefe Growls im Stil von Sänger Jason Mendonca. Die Gitarren agieren nicht mehr so ausschweifend, der Fokus wurde auf Härte gelegt.

Doch keine Angst, es gibt genügend Überraschungen auf dieser Platte: Beispielsweise verwundert „The Dark Inside“ mit ungewohnt rhythmischer Gitarrenarbeit und ein technoides Synthie-Fundament im Mittelteil, der Song „Axiom“ glänzt mit einem modernen Gitarrensolo und erstaunlich positiver Grund-Stimmung. Beim Intro „Black Messiah“ wurde der Bogen etwas überspannt (die dämonisch verzerrte Stimme vor einer Geräuschkulisse ergibt rückwärts gespielt vermutlich irgendeinen Satanisten-Unfug), und auch „Epode“ überzeugt mich nicht vollständig: Der reine Akustik-Song aus der Feder von Bassist und Neuzugang Peter Benjamin klingt eine Spur zu OPETH-inspiriert. Ansonsten höre ich eine tiefschwarze Perle nach der anderen, ohne dass hier (wie es auf der letzten Scheibe vorkam) der Gothik-Bereich gestreift würde ... beeindruckend.

Sehr erfreut bin ich darüber, dass AKERCOCKE einmal mehr mit Elementen aus östlicher Folklore spielen und Sitar samt Flöten und Percussions einbringen, deren exotische Klänge aus einer anderen, dunklen Zeit zu stammen scheinen und perfekt zur unheilvollen Gesamtstimmung passen. Hierin ist der deutlichste Brückenschlag zum letzten Album zu sehen, doch würde ich es nicht besser wissen, ich hätte „Antichrist“ vor „Words That Go Unspoken, Deeds That Go Undone“ und nach „Choronzon“ in die Veröffentlichungschronologie von AKERCOCKE eingereiht. Aber es wäre falsch zu sagen, die Band hat einen Schritt zurück gemacht – sie hat lediglich den Fokus verschoben und agiert zielorientierter, wenn auch nicht mehr ganz so ausufernd, was ihr ebenfalls hervorragend (und in meinen Augen einen winzigen Tick besser) stand. 

Wie auch immer man dies letztlich bewertet – dass „Antichrist“ in seinem Genre zu den besten Alben des Jahres zählen wird, daran habe ich keinerlei Zweifel.

Chris

Als Kind der 90er liebe ich Grunge und Alternative Rock – meine bevorzugten Genres sind aber Death, Groove, Dark und Thrash Metal. Ich kann Musik und Künstler schwer voneinander trennen und halte Szene-Polizisten für das Letzte, was Musik braucht. Cool, dass Du vorbeischaust!