Dem 2008 gegründeten Quintett gelingt ein musikalischer Komplex mit dem besten aus Death- und Thrash Metal mit Core-Elementen, ohne dabei nach Schema F zu klingen. Für eine Eigenproduktion kommt der Sound beachtlich gut abgemischt daher, lediglich die Drums sind mir persönlich teilweise etwas zu undefiniert.
Der Titeltrack der 17:20 Minuten umfassenden EP zeigt gleich, dass hier keine halben Sachen zu erwarten sind. Ohne Umschweife legt man hier los, wobei ich zunächst vor allem das tolle Growl-Organ von Vocalistin Lena, welches meiner Meinung nach auf CRIPPER- oder ARCH ENEMY-Niveau anzusiedeln ist, erwähnenswert finde. Der Song kommt mit treibenden Blastbeats und groovigen Gitarren daher. Die Breaks mit Tempoveränderungen sagen mir sehr zu.
Wie auch der Name GENTRIFICATION schon andeutet, werden textlich sozialkritische Themen wie u.a. Emanzipation und Gleichberechtigung, Kritik an Kapitalismus, Industrialisierung und Cyberterrorismus aufgegriffen. In vielen Großstädten, vor allem in Berlin und Hamburg, ist derzeit der Prozess der Gentrifizierung (oft auch als "Yuppisierung" bezeichnet) ein zentrales Thema, das viel Diskussionsstoff liefert. Somit treffen GENTRIFICATION nicht nur musikalisch den Nerv der Zeit.
Mein persönliches Highlight der Platte ist das düstere "For Greater Say", das zunächst eher ruhig beginnt, durch Lenas dunklen Sprechgesang jedoch bereits ein erneutes Hereinbrechen von ordentlich Brutalness erahnen lässt. In den derben Parts mutet der Song dann auch schon fast schwarzmetallisch an.
Auch die Vielseitigkeit der Vocals wird hier erneut unter Beweis gestellt – geht direkt vom Ohr in Mark und Bein. "You can´t ignore" wird mir entgegengeschleudert und ich kann dem nur zustimmen.
"Venom In Our Veins" ist wunderbar straight und auf die Fresse und eignet sich als Anspieltipp für alle Death-Metaller und Thrasher, für Fans von ARCH ENEMY bis CANNIBAL CORPSE, die die Band zu Recht als Einflüsse angibt. "Solidarity" groovt und bumst schön aus den Boxen, die Breakdowns, die treibenden Drums und coolen Riffs beweisen erneut das unheimliche Potenzial der Band. Sehr düster klingt er langsam aus, bevor mit "Blood Circle" der letzte Song aus den Boxen geballlert wird. Hier erinnern mich die Gitarren im Mittelteil stark an HEAVEN SHALL BURN mit tight gespielten, schönen Melodien, die dann wieder verthrasht werden.
Laut Facebookseite ist ein Debütalbum in diesem Jahr nicht ausgeschlossen, aber so oder so bin ich mir sicher, dass wir noch Einiges von den Berlinern auf die Ohren bekommen werden.