In Braunschweig spielt man Death Metal und das schon seit zwölf Jahren. Insofern ist die Bande um Frontfrau Antonie Mrusek geübt und haut uns ihren dritten Output um die Ohren. Auch wenn die Truppe bisher noch nicht über ihren Untergrundstatus hinausgekommen ist, hört man ein eingespieltes Team, das sich vor Genre-Größen nicht zu verstecken braucht.
Blast! Riff! Vollgas! Langsame Einführung? Brauchen wir nicht, haben sich D.A.M.N. gedacht. Brachial steigt die Bande in den Moshpit ein. Trotz des wuchtigen Anfangs erkennt man sofort, dass Melodien auch eine wichtige Rolle spielen sollen.
Doch nach harmonischem Geballer, wie es Schweden auch gerne von sich geben, geschieht in „What Controls Us" schon die erste kleine Überraschung – die Dame am Mikro singt auch clean, und das sehr gut. Mit fast kindlichen Klängen bewirkt Antonie hier einen wunderbaren Kontrast zu den wüsten Screams und Growls, die sie weiterhin loslässt. Hinreißend bizarr ist es, wenn sie zum Schluss mit sanfter Stimme verkündet: „My heart is full of hate".
Der vielfältigen Sängerin stehen die Streitäxte Spalier, die sowohl im Raketentempo ihre Salven abfeuern, als auch in ruhigeren Phasen den starken Groove aufrechterhalten.
„Die Alone" startet fast balladesk, klare Männerstimmen unterstützen den Pathos, wenn auch nicht allzu mächtig, doch eine Ballade bleibt der Song auch nicht. Wenn man alleine stirbt, kommt wahrscheinlich auch Wut dazu, so dass das Tempo im längsten aller Stücke gerne auch mal angezogen wird und das gemeine Gekeife genauso zum Tragen kommt.
„Going Down Your Way" ist eine dicke, fette Abrissbirne, deren Brutalität einem bei erhöhter Lautstärke das Hirn aus den Ohren fetzt. Danach passiert ähnliches wie zuvor, wenn man sich im folgenden Song zunächst auf einen Mid-Tempo-Schwinger einstellt, doch später von bekanntem Geholze eingeholt wird. Wie manch schöne Lead-Figuren zeigen, beherrschen die Herren ihre Finger und der Drummer pusht oft schweißtreibend die Stimmung nach oben.
Songs mit Hitpotential sind auf „The Mean Hour" nicht so leicht auszumachen. Trotzdem ist die Platte der Niedersachsen als gesamtes Werk ein starkes Stück melodisch-harten Todesmetalls. ARCH ENEMY legen zwar mehr Wert auf solistische Spielchen, doch mit ähnlichen nordischen Letalkapellen können DIARY ABOUT MY NIGHTMARES durchaus mithalten.
Manuel
"Größtenteils harmlos."