„In Hell Is Where She Waits for Me" eröffnet mit Regenprasseln und aufgrund der stetig anhaltenden Schlechtwetterphase in Deutschland weiß ich erst gar nicht, ob es vor meinem Fenster stattfindet oder tatsächlich von „Everblack", dem neusten Streich von THE BLACK DAHLIA MURDER aus Detroit, kommt. Die Bande hat sich mit ihrem letzten Werk „Ritual" die Messlatte für überzeugenden Melodic Death (Black) Metal selbst so hoch gelegt, dass meine Erwartungen entsprechend groß sind.
THE BLACK DAHLIA MURDER erinnern mich immer mehr an CRADLE OF FILTH, was die hohen Töne angeht, die hektischen (aber gekonnten) Tempowechsel und ganz besonders in Bezug auf das gruselige Flair. Bei „Everblack" ist der Schauerfaktor besonders hoch angelegt, ein erster Unterschied zum großartigen Vorgänger „Ritual". Eine positive Veränderung ist der vermehrte Einsatz von Gangshouts, was „Everblack" deutlich mehr Nachdruck verleiht und sicherlich auch die Livesituation sublimiert. Das war es dann aber auch schon mit den Verbesserungen. Aufgrund der Vielfalt und der Schnelligkeit sind THE BLACK DAHLIA MURDER nicht gerade als eingängig zu beschreiben, das gilt auch für ihren neusten Streich. Trotzdem legt die Platte peinlich offen, dass die Truppe nach einem gewissen Schema agiert. Das hört man im Aufbau der Songs, in jedem Solo und „Everblack" wirkt somit arg vorhersehbar und wie eine preiswerte Blaupause vom letzten Werk. Trevor Strnad hält tapfer die Qualitätsfahne hoch und reizt die komplette Palette an brutalen Gesangsmöglichkeiten aus. Auch hier gilt wieder: Wer es bis jetzt nicht mochte, der wird es weiterhin nicht abkönnen.
Leider prügeln sich THE BLACK DAHLIA MURDER auf „Everblack" häufig selbst in eine nutzlose Endlosspirale. Riffmäßig zaubern THE BLACK DAHLIA MURDER zwar auch noch einige Kanten aus dem blutigen Hut. Doch „Goat Of Departure" oder auch „Raped in Hatred by Vines of Thorn" lassen nur kurz aufblitzen, was eigentlich möglich ist. Allerdings öden mich die Solos diesmal richtiggehend an („Phantom Limb Masturbation"), sind erschreckend vorhersehbar und wirken aufgesetzt nach dem Motto „Muss halt jetzt sein....". Die Atmosphäre von so manchem stilvollen Interlude wurde leider ebenfalls verschenkt, da diese durch den eigentlichen Beginn des Liedes ruckartig abgeschnitten und nicht miteinander fließend verbunden werden. Großartig ist trotz Positionswechsel weiterhin das Drumming, der Neue an den Kesseln steht dem Alten in nichts nach. Nur wenige Knüppler prügeln so stetig gnadenlos und doch so präzise, wie die Haudegen bei THE BLACK DAHLIA MURDER. Genau wie „Ritual" ist „Everblack" eher steril und kühl aufgenommen, was dem klirrenden Horrorszenario aber sehr zuträglich ist und, meiner Meinung nach, genau die richtige Wahl.
Wenn Vorhersehbarkeit in derart hohes Niveau mündet, ist das sicherlich nicht unbedingt als Nachteil anzusehen. Es gibt zahlreiche Bands, die immer wieder den gleichen Schuh durchziehen. Trotzdem hat mich „Ritual" deutlicher schneller und weitaus mehr überzeugt und ich traue THE BLACK DAHLIA MURDER mehr zu, die Band bleibt hier weit unter ihren Möglichkeiten. Dass sie damit noch immer besser ist, als manch andere Gurkentruppe, ist klar. Zur Vervollständigung der Sammlung ist die neue Scheibe ebenfalls geeignet, aber sicherlich kein Glanzstück der Diskografie.