OWL, dahinter steckt Christian Kolf von der Zeitgeister-Truppe, die scheinbar eh nicht in der Lage ist, was Schlechtes abzuliefern oder wenigstens Standardkost. Und so ist auch das Projekt OWL tiefgründiger als vieles von dem, was man sonst so als Death Metal der Oberliga verkauft bekommt. OWL klingen einerseits (noch immer) nach alter Schule, wie beim Debüt stehen die ollen MORBID ANGEL überlebensgroß im Raum. Doch „You Are The Moon, I Am The Night“ ist viel mehr als eine Hommage. OWL gehen ein paar Schritte weiter und verweben den rhythmisch schwer zugänglichen, schwerst düsteren Death Metal mit ihrem eigenen Ding. Das Ergebnis ist voller Seele, eine Fahrt nicht einfach nur der Härte und Heavyness, sondern vor allem der Gefühle. So passt der Albumtitel wie die Faust aufs Auge: Schwarze Nacht und bleicher Mond als plakative Symbole des Genres, aber gleichzeitig auch eine Paarung voller Innigkeit und sogar Liebe. Oder kann es eine definitivere und absolutere Beziehung geben als die zwischen Nacht und Mond?
Ins Musikalische übersetzt: OWL bereichern die technische Kälte des Death mit der knisternden Stimmung des Black, der gefühligen Epik des Doom und der assoziativen Freiheit des Post Metal. Die Unterschiede zum Vorgängeralbum sind tatsächlich gering, auch der Sound ist gleich geblieben. Trotzdem wirkt das Album leichter – aber nicht, weil es positiver wäre. Diesmal ist sogar noch Karl Sugin als Gast-Sänger zu hören, der dem ersten von fünf langen Liedern etwas von der kalten Verzweiflung seiner Stammband DANISHMENDT mitgibt.
Nein, „You Are The Moon, I Am The Night“ ist einfach nachvollziehbarer, besser komponiert und mit zwar tiefschwarzen, aber auch sehr ruhigen und schönen Passagen aufgelockert, die dem Album diese gewisse Dramatik verleihen, die nur entsteht, wenn man mal durchatmen kann. Kurz: Ein tolles, tiefschürfendes und nachhaltiges Album, das dem gesättigten Genre Death Metal eine neue Facette gibt. Kaufen, so lange es noch geht – das Digipak ist auf 111 Stück limitiert, wer keins mehr bekommt, muss sich mit der Download-Variante begnügen.
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Helge
Death Metal, Thrash Metal, Black Metal: immer gerne. Kann ich den ganzen Tag hören. Die störrische Art, unpolitisch sein zu wollen, nervt mich aber an der Metalszene – dabei ist doch alles politisch, auch Schweigen. Für Musik mit Haltung zieht es mich immer wieder zum Punk, vor allem zu melodischem US-Punk und Riot-Grrrl-Sound. Gleichzeitig habe ich einen sweet spot für 80er-Hair-Metal und für vieles, was mich in den 90ern musikalisch sozialisiert hat.
Bands
Amorphis, Amyl And The Sniffers, Bad Religion, Brutus, Cinderella, Dool, Entombed, Gggolddd, Gorefest, Grave, Guns n' Roses, Hail Spirit Noir, Iron Maiden, King Buffalo, Megadeth, Mötley Crüe, My Dying Bride, Obituary, Prong, Sodom, Solbrud, Spectral Wound, The Great Old Ones, Valborg, War On Women, White Ward, ZZ Top, ...
Prägende Alben
AC/DC - Let There Be Rock
Aerosmith - live! Bootleg
Amorphis - Tales From The Thousand Lakes
Bad Religion - Suffer
Benediction - Transcend The Rubicon
Bruce Springsteen - Nebraska
Death - The Sound Of Perseverance
Don Dokken - Up From The Ashes
Eloy - Inside
Genesis - Trespass
Grave - You'll Never See
Guns n' Roses - Use Your Illusion I & II
Kyuss - Welcome To Sky Valley
Megadeth - Rust In Peace
My Dying Bride - The Angel And The Dark River
Ramones - Loco live
Sepultura - Arise
Sodom - Agent Orange
Tankard - Two-faced
Tool - Aenima
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