Geschrieben von Manuel Donnerstag, 25 Juli 2013 18:44
Mechanical God Creation – Artifact Of Annihilation
Wer im Sommer gen Italien fährt, könnte dort auf eine fünfköpfige Truppe treffen, die sich seit sechs Jahren dem technischen Todesmetall verschrieben hat. Nachdem das Debüt nicht nur für Begeisterung gesorgt und sich einiges auf der Besetzungscouch getan hat, werfen die Stiefelbewohner nun ihr neuestes Machwerk auf den Markt.
Die anfängliche Geräuschkulisse erinnert an Terminator II, als der nackte Arnold Schwarzenegger sich in einer dunklen Straße materialisiert. Der Monolith im Booklet weist eher auf Stanley Kubricks Weltraumklassiker hin. Metallisch passend gewählt ist jedenfalls zunächst das Nietzsche-Zitat: „...wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein."
Zackig technische Riffs eröffnen den Reigen und Frontdame Luciana schreit sich die Lunge aus dem Hals. An dieser Stelle möchte ich gleich allen Skeptikern sagen, dass meiner Meinung nach die Frau ihre Sache gut macht. Mit genügend Aggressivität gibt sie Vollgas und wird tatkräftig von dunkleren Growls des Bassmanns unterstützt.
Die Drums hämmern variabel gegen das Trommelfell, doch der Nähmaschinen-Sound ist mir etwas zu klinisch glatt gebügelt. Mit Hilfe flirrender Gitarren und unaufdringlicher Hooklines, die sich erst nach mehrmaligem Hören wieder erkennen lassen, wird das technische Geprügel unterhaltsam.
Recht hübsche Leads findet man in „Shadow's Falling" und das folgende "Lullaby For The Modern Age" ist ein gemächliches Instrumentalstückchen, das durchaus ohne vokale Unterstützung funktioniert. „Terror In The Air" bietet einen eingängigen Chorus, was die Italiener gerne öfter hätten einbauen können.
Den Inhalten der Lyrics stehen Philosophen wie Nietzsche, Heidegger oder Schopenhauer Pate, doch wird weniger auf das Geworfensein ins Leben oder Arturs Mitleidsethik eingegangen, vielmehr zieht sich der Faden des Albumtitels durch die Scheibe. Schopenhauers zerstörerischer Wille und ähnliche Theorien passen natürlich gut zu der gewählten Thematik, doch da sich die meisten Hörer vermutlich weniger für Sloterdijk und Konsorten interessieren werden, soll dies nur ein Hinweis auf die textliche Ausrichtung sein.
Die französischen Tech-Deather GOROD haben deutlich mehr coole Melodien in ihre Songs eingebaut. Dafür lassen sich bei MECHANICAL GOD CREATION etwas versteckter einige interessante Riffs entdecken. Wer mit dem eindeutig erkennbaren weiblichen Schreihals klar kommt und modernes technisches Todesblei wie bei DEVOLVED mag, darf ein Ohr riskieren. Als Gesamtpacket klingt es nicht so kompliziert wie bei SPAWN OF POSSESSION und es fehlt mancher Wiederkennungswert. Komplex gespielt und philosophisch untermauert ist „Artifact Of Annihilation" der nächste Schritt auf einem guten Weg.
Manuel
"Größtenteils harmlos."