“Alles endet irgendwann aus Zufall und Ermüdung“ hat Heinrich Heine einst gesagt. Beide Beweggründe treffen aber garantiert nicht auf die Hardcore-Institution BANE zu. Dennoch sagen BANE "Tschüß", aus welchen Beweggründen auch immer.
Das Quintett verlässt die Bühne aber nicht still und leise durch die Hintertür, sondern in Form eines lauten und (wie nicht anders erwartet) ordentlich angefressenen Albums, das auf den Namen „Don’t Wait Up“ hört. Genau so gehört sich das auch für eine der wichtigsten US-Hardcore-Bands der letzten Jahre.
Obwohl BANE die ganzen Jahre über einen eher untypischen Weg gegangen sind. In Zeiten, in denen Bands beinahe jedes Jahr neue Alben veröffentlichen, tut es auch mal gut, etwas zurückzuschalten. Bemerkenswert eigentlich, dass das beste Beispiel dafür, dass eine Band mit minimalem musikalischem Output das maximal Mögliche erreichen kann, aus der umtriebigen, von Seven-Inches und kurzen, markanten Songs lebenden Hardcore-Szene kommt. BANE scheint dieses Paradoxon nicht zu stören, schließlich stehen die Musiker um Frontmann Aaron Bedard schon seit 1995 auf größeren und kleineren Bühnen und verbreiten die Message, die ihnen am Herzen liegt: Zusammenhalt, Aufrichtigkeit, die Bedeutung einer echten Gegenkultur zur glatt gebügelten Rock- und Pop-Welt, und das alles untermalt von stampfenden Drums, brachialen Gitarren und dem Gespür für eine gewisse subtile Melodie.
Dies alles findet sich auch auf dem neuen Album „Don’t Wait Up“ wieder, dem ersten der Hardcore-Urgesteine seit dem bahnbrechenden und Maßstäbe setzenden „The Note“ von 2005 und leider auch dem letzten. Schon während der ersten Sekunden des Openers „Non-Negotiable“ merkt man der Band an, dass diese mit einem ordentlichen Knall die Bühne verlassen will, so entschlossen dringen die Shouts aus den Boxen, bis der nur zweieinhalb Minuten lange Hardcore-Brecher den Fuß vom Gas nimmt und die melancholisch-melodische Gitarrenarbeit von Ex-Converge-Gitarrist Aaron Dalbec und Zach Jordan durchblitzt, die den Grundtenor des Albums ab jetzt bestimmt. Auch textlich geht es immer wieder bergab, bis es auf „Wrong Planet“ beinahe schmerzhaft persönlich wird, wenn Bedard sich das erste Mal zu seiner wohl traumatischsten Kindheitserinnerung, dem Missbrauch durch seinen Großvater, äußert. Da helfen auch einzelne positive, fast schon hoffnungsvolle Lichtblicke wie „Calling Hours“, auf dem BANE illustre Gäste wie Pat Flynn (HAVE HEART), David Wood (DOWN TO NOTHING und TERROR) oder Reba Meyers (CODE ORANGE KIDS) für Gastvocals ans Mikro lassen, nicht weiter.
Mit „Don’t Wait Up“ wirft die Band noch mal alles an aufgestauter Wut und Frustration in die Waagschale, bevor sie sich 2015 endgültig von der Bühne verabschiedet. Das Album ist das Ergebnis aus den vielen Jahren, in denen die Musiker zusammen Musik gemacht haben, ein Versuch, Abschied zu nehmen. Gut gelungen.
Es ist eine ziemlich düstere Platte, auf der die Band viel über sich selbst nachdenkt. Es geht um das Ende einer großartigen Band und die Notwendigkeit, Abschied zu nehmen und das, was kommt, annehmen zu müssen. Etwas, von dem man weiß, dass es kommen muss, für das man aber nie bereit sein wird. Was definitiv bleiben wird: ein würdiges Erbe und die Message der Wichtigkeit von Einheit, Ehrlichkeit und Herz für die gute Sache und eine gute Erinnerung! RIP BANE!
Arne
Stile: Postcore, Deathmetal, Sludge, Hardcore
Bands: Machine Head, Kylesa, Ryker's, Lionheart, Johnny Cash, Cult of Luna, The Ocean, Deserted Fear, TLUF