Brachial setzt gleich zu Beginn die ganze Mannschaft ein. Der provokative Titel des Openers „Endless Rape" klingt so brutal, wie er heißt. Neben High-Speed-Gebolze kommen heftige Break-Downs und Groove-Passagen dazu, so dass man recht schnell auch Hardcore-Einflüsse ausmachen könnte. Und so klassisch schwedisch klingen die Riffs auch nicht immer. Also, was spielen ONE HOUR HELL?
Bei jeder weiteren Umdrehung wird klar, es ist eine derbe Mischung aus blutigem Todesblei und modernem Thrash, dessen Aggressionspotential dem von CHIMAIRA ähnlich ist.
Während das druckvolle Drumming die röhrenden Sechssaiter mit ihrem ungemütlichen Riffing unterstützt, werden recht bald atmosphärische Töne eingebaut. Diese düsteren Momente werden von überraschendem Klargesang in „Interfectus Est" weiter in die Dunkelheit hinabgestoßen.
Bei dem Gruppengebrüll in „Covered In Sin" fühlt man sich schnell als Mitsänger willkommen, während bei dem tiefen Organ von Herrn Mikiver nicht jeder mithalten kann – auch seine zerberstenden Screams sind nicht zu verachten.
Wahnwitzig ist die rhythmische Mixtur in „Penetrate Obliterate". Nach der Eröffnung mit Geblaste wird plötzlich die Tanzfläche mit Beats gefüllt, die auch in swingender Elektro-Musik vorkommen könnten. Dabei bleibt es aber nicht lange, schnell kommt das Maschinengewehrfeuer hinterher und immer wieder springt der Taktstock im Dreieck.
Auf der einen Seite basteln die Schweden einige rhythmische Versatzstücke zusammen, doch es gibt auch genügend rote Fäden, an denen man sich entlanghangeln kann. Auch wenn der aktuelle Bassist bei CARNAL FORGE spielt, sind amerikanische Klänge der Marke LAMB OF GOD nicht völlig abwegig.
„Interfectus" ist ein mächtiges, druckvolles Werk von einer noch relativ unbekannten Truppe aus Schweden, die gar nicht so viel nach Göteborg klingt. Mit hoher Durchschlagskraft, in höchstem Tempo sowie mit effektiven Break-Downs haben die Burschen ein richtig gewalttätiges Scheibchen erschaffen. Also, ab in den Moshpit.
In Schweden gab es einst ein paar Jungs, die gerne Metal hörten. Soweit ist das nichts Besonderes. Da beschlossen einige von ihnen vor sechs Jahren, eine neue, harte Band zu gründen. Auch das ist nichts Außergewöhnliches. „Interfectus" ist nun das zweite Album von ONE HOUR HELL, was auch nichts Ausgefallenes enthält. Und doch bricht die Mucke diverse Wirbel – ob man will oder nicht.
Manuel
"Größtenteils harmlos."