Leise schleicht er sich an, doch nach ein paar Sekunden ist der Death‘N‘Roll der treibende Rhythmus. Schnörkellos wird knapp zweieinhalb Minuten gerockt, das Solo auf den sechs Saiten ist kurz und knackig und die ruppigen Vocals hören sich nach einem Frühstücksmüsli mit einer Handvoll Schlamm an.
Bald wandelt sich der Groove, jedoch geht er weiterhin in die Beine. Allzu tödlich ist das Feeling zu Beginn der Platte noch nicht. Dieser Eindruck verändert sich im Intro von „Palace Of Decay“, das miese Atmospähre verbreitet. Auch wenn die Vorbilder AUTOPSY böser und abgedrehter rüberkommen, ist der bärbeißige Sound auch bei den Schweden hörbar.
Bei dem folgenden „Omens“ wird es plötzlich so thrashig, dass man meint, SLAYER hätten in den 80er-Jahren bisher unbekannte Songs aufgenommen. Wobei BOMBS OF HADES nicht an das Aggressionslevel der Amis herankommen.
In der Mitte des Albums wird etwas die Luft herausgelassen, gemächlich spielen die Finger auf den Metallsträngen, die Snare versucht manchmal Druck zu machen, doch der Axt-Verein lässt sich kaum scheu machen.
Noch weniger scheu wird man in „Crawling Wind/The Tyrant Emryo“. Während der erste Titel-Teil düsteres Ambiente verspricht, könnte der zweite Teil brutal werden. Tut er aber nicht. Vielmehr wird zu viel Zeit in dem kompletten Song darauf verwendet, die mysteriöse Stimmung für den folgenden Elf-Minüter anzuheizen.
Der überlange Titeltrack wartet mit Akustikklampfen, Flöten und Chorgesang auf, so dass Abwechslung gewährleistet ist. Dabei werden die Harmonien und Riffs immer ungemütlicher, bis in den letzten beiden Songs nochmals das Tanzbein geschwungen werden kann.
Dass ENTOMBED oder andere alte Todes-Truppen der Scheibe Pate standen, ist nicht zu überhören. Dass solche Favoriten vorherrschen, mag daran liegen, dass ein paar der Bandmitglieder selbst schon Anfang der Neunziger in Combos wie GOD MACABRE dabei waren oder zwischendurch vor einigen Jahren auch bei THE CROWN.
Trotz einiger Erfahrung überwiegt der Death’N’Roll-Faktor, der in seiner Schlichtheit überzeugt und mit dreckigem Sound die alte Zeit einfängt. Höhepunkte sind allerdings kaum auszumachen, und es fehlt für das Attribut des Todes ein höherer Brutalitätslevel. Für Nostalgiker wird mit „Atomic Temples“ dennoch eine ordentliche Portion Gulasch mit Edelschimmel serviert.
Vor zwölf Jahren meinten ein paar Schweden bei einem Bier, sie müssten Old School Death Metal spielen. So weit, so nichts Besonderes. Man traf sich weiterhin als Band, huldigte alten Idolen und bastelte acht Jahre später ein Debütalbum zusammen. Nach diversen EPs und Split-Alben ist „Atomic Temples“ der dritte Bastard aus rohem Todesblei und rüpeligem Crust.
Manuel
"Größtenteils harmlos."