Stil (Spielzeit): (Avantgarde-) Death Metal (44:27)
Label/Vertrieb (VÖ): HROM Records (02.01.08)
Bewertung: 8 / 10
Link: http://www.wayd.sk
Wer WEIRD, pardon… WAYD schon kennt und schätzt, kann gleich zu Beginn beruhigt aufatmen, es hat sich nicht besorgniserregend viel getan… Die ahnungslose Mehrheit sollte vor dem Hörgenuss eher tief durchatmen; es sei denn, ATHEIST, CYNIC, MORDRED & CO stellen den Soundtrack zum Alltag.
WAYD gibt es gut zwölf Jahre und entstammen der Hochzeit von MARION und DYSENTERY. Womit das musikalische Fundament der Slowaken gelegt ist: thrashiger Death. So weit, so trendy.
Schon die thrashigen Elemente sorgen für allerlei Kurzweil. Man agiert überaus variabel in Sachen Tempo, gesanglich wird weit mehr geboten als Growls und Grunts und die Gitarre soliert häufiger mal fröhlich vor sich hin, dass es mich u.a. an alte MEGADETH erinnert. Aber auch das ist bei Nicht-Nur-Knüpplern ja noch kein Alleinstellungsmerkmal.
Die eigentliche Überraschung – für den unbedarften Hörer – dürften die zahllosen Metal fremden Anleihen sein. Zentral hierfür sicher das Saxophon, in das keineswegs nur als Gimmick gepustet wird. Es hat tatsächlich tragende Funktion und gibt den Songs immer wieder jazzige Themen vor, die im Wechsel mit Straight-Ahead Passagen für Abwechslungsreichtum sorgen. Man kann sich also auf eine vergleichsweise zerhackte Fassung des Death Metals einstellen; wenngleich so etwas ja nicht nur im Avantgarde-Death vorkommt. Im Vorbeigehen wird aber auch in anderen Revieren als dem Jazz gewildert: lateinamerikanische Rhythmen, funkige Grooves oder auch mal eine akustische Countryeinlage peppen das ganze vielfältig auf. Also live genau das Richtige, um mal die Herzensdame mit einer gepflegten Tanzschulen-Rumba im Mosh-Pit zu verwöhnen.
Das Niveau ist natürlich durchgängig hoch: spieltechnisch sowieso. Dafür kann man gepflegte 9, 5 Punkte raustun. Ob parallel dazu der Spaß- oder doch eher der Stressfaktor im oberen Bereich anzusiedeln ist… darüber werden die persönlichen Hörgewohnheiten entscheiden. Wobei als weiterer Pluspunkt von WAYD zu vermerken ist, dass die Stücke trotz ihrer Vertracktheit und wilden Ausflüge immer kontrolliert und durchweg homogen sind. Homogener sogar als bei oben genannten Referenzbands. Kurzum, ich bin theoretisch nach einigen Durchläufen des Lobes voll. Aaabeeer…
… eine uneingeschränkte Kaufempfehlung kann es praktisch nicht geben. Während ich der musikalischen Qualität meinen uneingeschränkten Tribut zolle, ahne ich, dass „Ghostwalk“ in Zukunft nicht besonders häufig den Weg in den Schacht nehmen wird. Das Problem ist dasselbe wie bei anderen Avantgardisten, die in meinen Regalen einstauben… wenngleich nicht so ausgeprägt: Ich höre wie wohl die meisten Leute Musik zumeist stimmungsorientiert. --- Bands, die den Hörer mit einem extrem vielfältigen und kurzschrittigen Potpourri von Atmosphären und Sounds konfrontieren, liegen da notwendig einen stattlichen Prozentsatz der Spielzeit daneben. Und nur selten bin ich in der Stimmung, mich durch derlei Wechselbäder treiben zu lassen. Zudem gehören weder lateinamerikanische, noch Country- oder Jazz-Klänge zu meinem favorisierten Metal-Alternativen. Das mag experimentelleren Naturen anders gehen; ihnen sei „Ghostwalk“ ohne Einschränkung empfohlen. Dann kann man auch die 9,5 Punkte stehen lassen. Ich ziehe aber mal – recht willkürlich – 1,5 Punkte ab, weil mir WAYD dann doch `n Tacken zu „weird“ sind.