AT THE GATES genießen Legendenstatus. Nach der EP "Gardens Of Grief" und den Alben "The Red In The Sky Is Ours", "With Fear I Kiss The Burning Darkness" und "Terminal Spirit Disease" veröffentlichte die Band aus Göteborg mit "Slaughter Of The Soul" Mitte der Neunziger die Blaupause für das Genre Melodic Death Metal. Danach war Schluss – bis 2007, als AT THE GATES erste Reunion-Konzerte spielten. Ob ein neues Album kommen würde, war ungewiss. Die quälend lange Wartezeit von sieben Jahren ist mit dem Release von "At War With Reality" – dem ersten Album seit 19 Jahren – nun endlich vorbei.
Auch wenn "Slaughter Of The Soul" als das Vorzeigewerk der Schweden gilt, sind die Scheiben davor doch nicht zu vernachlässigen. Auf ihnen spielte das, was wir heute als Metalcore kennen, eine größere Rolle als die fein ausgearbeiteten Melodien. "At War With Reality" versucht, den kompletten musikalischen Hintergrund von AT THE GATES zeitgemäß auf ein Album zu packen – und das ist dem Quintett in Originalbesetzung sehr gut gelungen. Die eindringlichen Riffs der Björler-Brüder, der Bass-Drums-Rhythmusteppich und Tomas Lindbergs heisere Growls ergeben zusammen mit der Produktion von Fredrik Nordström einen fetten, düsteren Sound, der die Outputs zahlreicher Death Metal-Kollegen links liegen lässt.
Auch die Zeit, die die Schweden in das Songwirting gesteckt haben (ein Jahr, in dem versucht wurde, nicht nach außen zu kommunizieren, dass es einen Nachfolger zu "Slaughter Of The Soul" geben soll), macht sich in den teils kurzen, umso knackigeren Krachern bemerkbar: Etwa in dem bedrohlichen, sich sofort im Gehör festsetzenden "Heroes And Tombs", dem Opener "Death And The Labyrinth" oder dem abschließenden, etwas längeren "The Night Eternal". Im Grunde ist es aber egal, welchen Song man wählt. Ob von einer mächtigen Doublabass angetrieben oder im groovigen Midtempo, die zackigen Riffs und düsteren Melodien lassen einen äußerst hörenswerten Monolithen zwischen wütendem Metalcore und klassischem Melodic Death, den AT THE GATES schließlich auch erfunden haben, entstehen.
Ob "At War With Reality" einmal den Stellenwert von "Slaughter Of The Soul" haben wird, sei dahin gestellt. Mit seinen walzenden Riffs und Songs auf gleichbleibend hohem Niveau, wenn auch ohne absoluten Überflieger, ist das Comeback-Album der Göteborg-Urväter aber ein absolutes Genre-Highlight des Jahres.
Chrischi
Stile: Metal und (Hard) Rock in fast allen Facetten
Bands: Metallica, Pearl Jam, Dream Theater, Iron Maiden, Nightwish ...