Ob es an den Runen liegt, die auf dem Cover zu sehen sind, weiß ich nicht. Jedenfalls distanzieren sich STRYDEGOR aus Norddeutschland ausdrücklich von „politisch-radikalem Gedankengut", was ich offensiv-sympathisch finde.
Vor sechs Jahren traf sich die Bande, um nordische Mythen metallisch zu vertonen. Mit zwei Alben im Gepäck durften sie schon einige Bühnen erobern und rocken mit ihrem dritten Werk „Enraged" die Bude.
Vor sechs Jahren traf sich die Bande, um nordische Mythen metallisch zu vertonen. Mit zwei Alben im Gepäck durften sie schon einige Bühnen erobern und rocken mit ihrem dritten Werk „Enraged" die Bude.
Majestätisch klingt das Intro, aber es ist auch etwas lang geworden, bevor die Jungs in „Final Judgement Day" brachial loslegen. Stichsägen-Riffs der Gitarren legen um das tödliche Geballer gleich zu Beginn einen schwarzen Schleier. Brutale Growls und deftige Screams zeigen ein ordentliches Gesangsspektrum und neben bösem Geholze beweisen Chorus und Leads, dass wir uns im Melo-Death-Bereich befinden.
Im folgenden Titeltrack – wie auch im weiteren Verlauf der Platte – fällt auf, dass die Burschen gerne mit ungewöhnlichen Harmonien spielen, die sich manchmal mehrmals in der Ohrmuschel winden müssen.
Nach einem Zupf-Einstieg treiben die Drums in „Zusarina" den Headbanger voran, stellenweise wirkt es sogar etwas hektisch und fühlt sich nicht immer an, als ob Gleichklang herrsche. Verstärkt wird dieser Eindruck durch zusätzliche Akustiktöne.
In Anlehnung an früheren Viking-Metal wird es in „Grogaldr" gemütlicher, die Komposition lässt hier dem Bass freien Lauf, wenngleich der Gesang und Gesamtklang nicht überall überzeugen. Beim Übergang in den harten Modus funktionieren die Melodien meines Erachtens besser, auch wenn die mystischen Töne zuvor ihren Reiz hatten.
Blastbeats und anderes High-Speed-Getrommel steigern neben gemeinen Riffs den Bösartigkeitslevel. Sobald dann Doppel-Leads ihre Chance bekommen, mäßigen sie etwas die Aggression. So entsteht eine interessante Melange aus ungewöhnlichen Harmonien und catchy Songteilen. Jedoch nicht nur im letzten Track „Meereswut" kommt es mir so vor, als ob einige Saiten haarscharf daneben liegen. Oder aber manche Dissonanzen sind einfach nur merkwürdig unpassend.
Während im ersten Teil der Platte noch das angeschwärzte Todesblei regiert, gesellen sich im Hinterteil immer öfter wikingerhafte Einsprengsel dazu, die sich meist gut in die Songs einfügen.
Nicht immer simpel gestrickt, doch fast immer mit einer Melodie fürs Ohr, zocken die Norddeutschen STRYDEGOR harten, melancholischen Melo-Death mit schwarzem Wikingerumhang. Für mich ist da noch Luft nach oben, um mich vollends zu packen, doch Freunde des Moshpits in der Mitternachtssonne sollten reinhören.
Manuel
"Größtenteils harmlos."