Stil (Spielzeit): Extrem-Metal (37:13)
Label/Vertrieb (VÖ): Century Media/EMI (20.06.08)
Bewertung: Hart, schwierig, klasse (8/10)
Link: http://www.goremageddon.be
Zufälle gibt’s manchmal im Leben. Da schenkt man einem guten Kumpel in alter schwermetallischer Tradition zum vierundzwanzigsten Jahrestag des ersten Bäuerchens eine Silberscheiblette, welche ihrerseits auf den Namen „Slaughter & Apparatus“ hört und von der international besetzten Schlächtertruppe ABORTED zusammengeschnetzelt wurde, und ehe man sich’s versieht hat man kaum drei Monate später das Nachfolgewerk „Strychnine.213“ vor sich auf dem virtuellen Schreibtisch. Ganz hübsch arbeitsam, die Herren Extremmetaller.
Mal ehrlich – was anders als eine hübsch angerichtete Schlachtplatte nach Gutsherrenart erwartet der geneigte Hörer unter dem dezent martialischen Titel des knapp dreiviertelstündigen Machwerks kredenzt zu bekommen? Melodien und fast schon progressive Strukturen wohl kaum. Und dennoch – genau um diese Zutaten wusste die Zentraleuropäische Multikulti-Truppe mit Mitgliedern aus Belgien, Frankreich und Großbritannien ihren Gesamtsound eindrucksvoll zu bereichern. Wo „Slaughter & Apparatus“ noch reichlich eindimensional durch technisch eindrucksvoll dargebotene, doch letztlich zu oft aufgesetzt wirkende Spielereien den Eindruck einer dezenten Ideenlosigkeit erweckte, glänzt nun „Strychnine.213“ mit geradezu unerhörter Komplexität in Rhythmik und Harmonik sowie – man glaubt es kaum – einer von Zeit zu Zeit aufblitzenden, grandiosen Eingängigkeit, welche kontrastierend nach wie vor zahlreichen Blastbeatparts gegenübersteht.
Ja, ABORTED verstehen mittlerweile nicht nur zu knüppeln, sondern auch zu grooven. Beispiele gefällig? Alleine schon, was Pestiferous Subterfuge an Vielseitigkeit der Soli, Tempi, Riffings, ja sogar des Growlings von Frontmann Sven De Caluwé in die Waagschale wirft, sollte jedem Freund höchst anspruchsvollen Todesbleies die Tränen in die Augen treiben. Eric Rachels (BLACK DAHLIA MURDER, GOD FORBID etc.) Produktion setzt dem ganzen überdies die Krone auf, bei all schierer Tempolust, bei aller Brachialität sind Durchhörbarkeit und Druck durchgehend mehr als gewährleistet.
Kein einfacher, leicht zu verdauender Hassbatzen also, beileibe nicht, den sich der Käufer von „Strychnine.213“ ins Haus holt. Doch wer sich die Zeit zu nehmen weiß, die Strukturellen Feinheiten, die ABORTED (mittlerweile) zu zelebrieren wissen, angemessen zu verdauen, dürfte definitiv mit 37 Minuten allerfeinsten Wahnsinns belohnt werden – ergo: Zugreifen!