Vor zweieinhalb Jahren rotierte eine ruppige Scheibe finnischen Todesmetalls in meinem Player. Obwohl die Jungs vor langer Zeit den Untergrund aufmischten, war ich von ihrem Comeback nicht vollkommen überzeugt. Doch manchmal muss man jemandem eine zweite Chance geben. Und siehe da, es hat sich gelohnt.
Zuerst verträumte Gitarren, dann sind es folkloristische Melodien, die die Nackenwirbel langsam ankurbeln. Urig gesellen sich die mörderisch tiefen Vocals dazu, die dem Opener zunächst mehr Schmackes verleihen, als die Riffs.
Nach einem ruhigen Start wird bald der vierte Gang eingelegt. Filigranes Saitenspiel im dreckigen Old-School-Sound groovt durch die Gegend. Man merkt, dass die schon in den Neunzigern auftauchenden Rock’N’Roll-Elemente der Band wieder für schwunghafte Rhythmen sorgen. Dunkle Trommeln in „Fractured Pieces“, mystischer Sprechgesang und atmosphärisch düsteres Gitarrenschrammeln sorgen hier mehr für Trance-Stimmung, als dass das Aggressionslevel angeheizt wird. Dabei gibt es Passagen, die für meinen Geschmack mehr Pep vertragen könnten. Doch wenn der Kopfnicker-Modus wieder angeschmissen wird, rockt man ohne Nachdenken weiter.
Ein leichter Südstaaten-Klang verlockt in „Nature Of Humankind“ zum Motorradfahren, zwischen Vollgas und gemütlichem Ausrollen rockt der Song prima durch die Prärie. Wie auch an anderer Stelle gibt es hier Zeit und Melodien zum Mitsummen, sowie coolen Klargesang mit Schmackes in „Ever Flowing Stream“.
Wer pures Todesblei sucht, findet bei den Finnen zu viel. Angeblich war das auch zum Teil der Grund, weshalb sich in den Anfängen der Band so manche Fans abgewandt haben. Auch wenn mir das letzte Album wenig Reizvolles bot, kann man den Nordlichtern auf „Cycle Of Revenge“ nicht vorwerfen, dass es langweilig wird.
Tödliche Grooves, flottes Solieren und tanzbare Rhythmen sorgen für deftige Unterhaltung, zu der man prima das ein oder andere Bier genießen kann.
Manuel
"Größtenteils harmlos."