Mit "Jomsviking" wagen sich AMON AMARTH an ihr erstes Konzeptalbum, in dem es - ihr werdet es bereits erraten haben - um die Jomswikinger, einen legendären Söldnerbund der Wikinger, geht. Und das ist nicht die einzige Neuerung auf dem 10. Studioalbum der Schweden: Mit Doro Pesch gibt sich erstmals in der Geschichte von AMON AMARTH eine Gastsängerin die Ehre.
Die schwedische Melodic Death Metal-Truppe weiß seit langem, was sie tut, und wie sie es richtig tut. Experimente sind auch auf "Jomsviking", das besonders als Vinyl oder als CD im Hardcover mit dem Bonustrack "Vengeance Is My Name" auch optisch beeindruckt, praktisch nicht vorhanden. Einzige Ausnahme: Das Duett von Johann Hegg mit Doro Pesch in "A Dream That Cannot Be", das sehr gut funktioniert. Die geliebten AMON AMARTH-Trademarks (Heggs tiefes Geknurre, eingängige Leads, epische Riffs) sind selbstredend auch auf dem neuen Album vorhanden, das dazu mehr als die Vorgänger vom klassischen Heavy Metal inspiriert zu sein scheint. Die Doublebass donnert zwar gewaltig, pure Death Metal-Abrissbirnen sind jedoch nicht zu finden. Das mag manch einem Altfan nicht passen, doch spielten die Melodien in Verbindung mit nordischer Wucht schon immer eine große Rolle bei AMON AMARTH.
Ob die erste SIngle "First Kill", "The Way Of Vikings" oder das extrem geile "At Dawns First Light": AMON AMARTH punkten mit präzisen Riffs und eingängigen Refrains, die ihren Höhepunkt in dem gewaltigen "One Thousand Burning Arrows" finden. Mit seiner melancholischen Grundstimmung und den Gänsehaut-Gitarren in den Strophen nimmt einen der Stampfer, der den Abschied eines getöteten Jomswikinger-Anführers umschreibt, bereits beim ersten Hören absolut gefangen. "One Thousand Burning Arrows" ist nichts anderes als ein sechsminütiges, absolut episches Meisterwerk! Der Partyhit des Albums ist "Raise Your Horns": Ein Trinklied mit simplem, aber göttlich melodischem Chorus, den jeder sofort mitsingen kann. Quasi das Death Metal-Pendant zu MANOWARs "Warriors Of The World United", das Altfans ganz bestimmt viel zu eingängig sein wird.
Die Einflüsse des klassischen Metals sind auf "Jomsviking" deutlich hörbar, trotz wuchtiger Produktion, Riff-Gewittern und Heggs tiefen Growls klingt die neue Scheibe ein wenig zu glatt geschliffen, einen Tick zu massentauglich. Damit reicht es nicht an alte Bandklassiker heran (auch nicht an meinen Liebling "With Oden On Our Side"). Dennoch ist es ein starkes Melodic Death Metal-Album, das höchstens Hardcore-Fans der frühen Death Metal-Vergangenheit vor den Kopf stoßen wird.
Chrischi
Stile: Metal und (Hard) Rock in fast allen Facetten
Bands: Metallica, Pearl Jam, Dream Theater, Iron Maiden, Nightwish ...