Wolfheart - Tyhjyys Tipp

Wolfheart - Tyhjyys
    Winter Metal

    Label: Spinefarm Records
    VÖ: 03.03.2017
    Bewertung:10/10

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Schon vier Jahre ist es her, dass Tuomas Saukkonen seine Band BEFORE THE DAWN aufkündigte und WOLFHEART gründete. "Winter Metal" nennt sich das Genre, was wohl die perfekte Beschreibung zu dieser Musik ist. Nordic-Death Metal gepaart mit Doom und Black Metal in einem melodischen und zugleich cineastischen Komplex macht dieses selbstgegründete Genre aus, doch allein durch Worte lässt sich dieses einzigartige Meisterwerk nicht beschreiben.

Der erste Song „Shoes Of The Lake Simple“ ist ein instrumentales Intro. Er beginnt mit einer akustischen Gitarre, die eine wunderschöne mittelalterliche Melodie spielt, während im Hintergrund der eisige Wind heult. Langsam baut sich das Lied durch weitere Instrumente auf, ebenso die gedankliche Winterlandschaft, die sich vor meinen Augen bildet. Schließlich führt eine elektrische Gitarre die Melodie fort, begleitet von einem schweren Schlagzeug. Die barbarischen „Hey!“-Rufe der kräftigen Nordmänner vervollständigen die Szene.

Die drei Singles beweisen den Facettenreichtum der Scheibe

Weiter geht’s mit dem schnellsten Lied dieses Albums, welches bereits als Single veröffentlicht wurde. „Boneyard“ beginnt mit schweren Gitarrenakkorden und sogar symphonischen Elementen, die von dem einzigartigen gurgelnden Sound der Leadgitarre abgelöst wird, begleitet von dem wohl brachialsten Growl, der durch Mark und Bein geht. Während die Verse durch tiefstes Growlen und eingebauten Chor ziemlich todesmetallisch klingen, ist der dramatische Refrain eher schwarzmetallisch angelehnt. Mit superschnellen Gitarrensoli und einem Fade endet der erste Teil des Liedes. Die einsetzende atmosphärische akustische Gitarre lässt meine Gedanken über verschneite Baumwipfel gleiten, das Tempo wird wieder erhöht und eine verdammt schnelle Doublebass lässt das Lied mit Death-Metal-Riffs wieder in sich geschlossen mit der Gewalt des Anfangs enden.

„World On Fire“ ist vor Kurzem ebenfalls als Single veröffentlicht worden. Dieses Lied versprüht eine eher soundtrackartige Stimmung, was durch den Chor und die Klaviereinlagen verursacht wird. Der Black-Metal-Gesang lässt eine fast schon sakrale Mystik entstehen. Nach verbildlichenden „Fire!“-Rufen, die die Geschichte des düsteren Winters fortführen, folgen die melodischen Growls im Refrain.

Auch der vierte Track „The Flood“ ist schon veröffentlicht worden. Der langsamste Song der Scheibe beweist wieder die Magie der akustischen Instrumente. Insbesondere die Tatsache, dass man das Geräusch der Saiten beim Umgreifen der Akkorde hören kann, macht das Lied sehr natürlich und man genießt das epische Orchestral des Meisterwerks. „The Flood“ zeigt, wie unbeschreiblich dieses eiskalte Metall ist. Während es mit marschähnlichen Drums, Synthesizer und düsterer Atmosphäre beginnt, lässt sich der Refrain für mich nicht anders beschreiben als ein Sonnenaufgang, der den weißen Schnee zum Glitzern bringt. Das klingt zwar ziemlich kitschig, ist es aber überhaupt nicht. Es ist vielmehr eine Kunst, Epik dezent zu halten, was aber WOLFHEART erfolgreich meistern und somit Emotionen übertragen, die eigentlich unbeschreiblich sind.

Epik ohne Kitsch

Es gibt wohl kaum einen Titel, der besser zu „Call Of The Winter“ gepasst hätte. Die Erhabenheit und Macht des Winters hört man bereits im Intro und wirkt fast schon einschüchternd. Obwohl sich der Winter dem Ende zuneigt, kann man beim Hören dieses Songs meinen, dass er wieder erbarmungslos über unser hereinbricht. Was mir an WOLFHEART mitunter gefällt, ist, dass sie Orchestrales und Synthesizer so einsetzen, dass es im Unterbewusstsein die Szenerie untermalt, aber nicht in den Vordergrund rückt, wodurch der Melodic Death Metal perfektioniert wird und einen Ohrwurm für mehrere Tage verursacht. „Call Of The Winter“ ist das passendste Beispiel dazu.

„Dead White“ ist eine richtige Wikinger-Hymne. Die Gitarren kreieren im Refrain Wellen, die ungelogen Gänsehaut verursachen. Die Growls, die gelayert worden sind und bei denen eine Stimme höher singt, überträgt die Verzweiflung, die bei der Musik mitschwingt. Ein wunderschöner Song, der perfekt zu dem darauffolgenden Lied „Tyhjyys“ passt. Gitarren erzeugen Wolfsgeheul (passend zum Bandnamen). Es ist das einzige Lied, welches auf Finnisch gesungen wird – den Grund hat uns Tuomas bereits im Interview verraten. Was man auf jeden Fall sagen kann, ist, dass die Sprache einen großen Unterschied macht. Das finnische Lied klingt viel geheimnisvoller und lässt die Scheibe mit einem episch, düsteren Nachgeschmack ausklingen.

Das Gesamtwerk erzählt seine eigene winterlich-düstere Geschichte. WOLFHEART ist eine einzigartige Band, die den Mix aus Akustik, Melodie, Death- und Black-Metal zu einem unbeschreiblichen Erlebnis macht. Es gibt kaum Alben, die ich bereits nach dem ersten Hören zu den besten Alben des Jahres zähle, doch „Tyhjyys“ habe ich sofort in mein Wolfsherz geschlossen. Meine Empfehlung: Kauft euch die Platte!

Tracklist:

1. Shoes Of The Lake Simple
2. Boneyard
3. World On Fire
4. The Flood
5. The Rift
6. Call Of The Winter
7. Dead White
8. Tyhjyys

Die Band:

Tuomas Saukkonen - Gitarre, Gesang
Mika Lammassaan - Leadgitarre
Joonas Kauppinen - Schlagzeug
Lauri Silvonen - Bass, Backing Vocals

Nana

Stile: Atmospheric Black Metal, Stoner Rock, Melodic Death Metal, Metal-/Deathcore, slavischer Postpunk, Synth-Pop

Bands: Altin Gün, Agar Agar, Boy Harsher, Children of Bodom, Mars Red Sky, John Maus, Lorna Shore, Jonathan Hulten, Myrkur, Molchat Doma, Polyphia