Valborg - Endstrand Tipp

Valborg - Endstrand

Haben VALBORG es mal wieder geschafft, alle Erwartungen gleichzeitig zu enttäuschen und zu erfüllen? Zumindest gelingt dem Trio aus Bonn erneut der Kniff, sich neu zu erfinden und sich doch treu zu bleiben. Und wieder legen VALBORG ein Album aus einem Guss vor. Der Titel: „Endstrand“.

 Die leichte Irritation, die ich bei der Vorsilbe „End-“ empfinde, zieht sich durch das ganze Album. VALBORG zeigen sich hart und kompromisslos unangenehm – eisern, um im Bild zu bleiben. Songtitel wie „Blut am Eisen“, Stossfront“, „Bunkerluft“ – das ist ideologisch aufgeladene Sprache, Kriegsrhetorik. „Strahlung“, „Orbitalwaffe“ oder „Exodus“ gehen in eine ähnliche Richtung. Das Artwork zeigt einen Hybrid aus Schädel und Stahlhelm. Die Farben: schwarz, weiß und rot. Starker Tobak, diese neue Marschrichtung, die sich auch musikalisch wiederfindet.

Auf "Endstrand" marschieren genagelte Stiefel

Die Songs auf „Endstrand“ sind reduziert, kalt und hart. Hier rollt nicht der BOLT THROWER-Panzer, hier marschieren genagelte Stiefel. Aus einfachen, groovende Riffs, (wieder einmal) aufs nötigste reduzierten Schlagzeug-Beats und wenigen, meist geshouteten Worten stricken VALBORG ihre 13 Stücke.

Das klingt zwar alles sehr ähnlich, aber die Songs sind dennoch sehr gut unterscheidbar – durch winzige Kniffe, die zeigen, wie gereift und selbstbewusst VALBORG mittlerweile als Songwriter sind. Hinzu kommen die Texte, die auf starke Worte mit parolenhaftem Charakter setzen – oft reicht ein einziges pro Song wie in „Beerdigungsmaschine“ oder der Ruf „Heil Satan“ in „Orbitalwaffe“. Meistens gelingt der Trick, aus sehr wenig sehr viel zu machen, doch sind auch einige Lieder dabei, die dann doch zu stumpf sind – der Opener „Jagen“ etwa oder „Ave Maria“. Großartig hingegen das Gänsehaut-Doppel „Stossfront“ und „Bunkerluft“ – gerade in letzterem spielen VALBORG fast nichts und bauen aus wenigen Elementen und eigenartigen Worten doch eine grausige Stimmung auf, der so manche Black Metal-Band wohl ihr ganzes Leben hinterherblasten wird, ohne auch nur in die Nähe zu kommen.

Haben VALBORG die Weltkriegs-Assoziationen wirklich nötig?

Insgesamt ist „Endstrand“ ein sehr gutes Album, das erneut alle Stärken einer der besten Underground-Bands Deutschlands zeigt. Mir hat der Vorgänger „Romantik“ allerdings besser gefallen, die Grundstimmung von „Endstrand“ ist mir zu unangenehm – womit VALBORG vielleicht genau den Effekt erzielen, den sie sich wünschen. Ich frage mich aber trotzdem, ob eine Band dieses Formats es nötig hat, mit Weltkriegs-Assoziationen zu spielen.

Helge

Death Metal, Thrash Metal, Black Metal: immer gerne. Kann ich den ganzen Tag hören. Die störrische Art, unpolitisch sein zu wollen, nervt mich aber an der Metalszene – dabei ist doch alles politisch, auch Schweigen. Für Musik mit Haltung zieht es mich immer wieder zum Punk, vor allem zu melodischem US-Punk und Riot-Grrrl-Sound. Gleichzeitig habe ich einen sweet spot für 80er-Hair-Metal und für vieles, was mich in den 90ern musikalisch sozialisiert hat.

Bands

Amorphis, Amyl And The Sniffers, Bad Religion, Brutus, Cinderella, Dool, Entombed, Gggolddd, Gorefest, Grave, Guns n' Roses, Hail Spirit Noir, Iron Maiden, King Buffalo, Megadeth, Mötley Crüe, My Dying Bride, Obituary, Prong, Sodom, Solbrud, Spectral Wound, The Great Old Ones, Valborg, War On Women, White Ward, ZZ Top, ...

Prägende Alben

AC/DC - Let There Be Rock
Aerosmith - live! Bootleg
Amorphis - Tales From The Thousand Lakes
Bad Religion - Suffer
Benediction - Transcend The Rubicon
Bruce Springsteen - Nebraska
Death - The Sound Of Perseverance
Don Dokken - Up From The Ashes
Eloy - Inside
Genesis - Trespass
Grave - You'll Never See
Guns n' Roses - Use Your Illusion I & II
Kyuss - Welcome To Sky Valley
Megadeth - Rust In Peace
My Dying Bride - The Angel And The Dark River
Ramones - Loco live
Sepultura - Arise
Sodom - Agent Orange
Tankard - Two-faced
Tool - Aenima
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