Doch wer sind KARKAOS überhaupt? 2003 unter dem Namen SINISTER VENGEANCE im schönen Montreal gegründet, blieb es lange still um die Formation, deren Stil auf dem Beipackzettel als eine Mischung aus ARCH ENEMY, CHILDREN OF BODOM, IN FLAMES und EPICA beschrieben wird. Nach der Umbenennung 2009 erschien 2011 mit "In Burning Skies" endlich die erste EP der Truppe. 2014 folgte das erste Album namens "Empire", welches dem ein oder anderen Melo-Death-Fan als absoluter Geheimtipp in Erinnerung geblieben sein dürfte.
Unmittelbar darauf folgte die überraschende Trennung von Frontfrau Veronica Ortiz Rodriguez, welche durch Viky Boyer ersetzt wurde, die die Band in eine professionellere Richtung führen soll. Diese feierte nun auf dem gerade erschienenen "Children Of The Void" ihren Einstand, für welchen man mit Lindsay Schoolcraft (CRADLE OF FILTH) und Morgan Lander (KITTIE) hochwertige Unterstützung engagiert hat.
Lange fackeln gibt es bei KARKAOS nicht: Nach dem nur einminütigen, orchestralen Intro "Babel" geben die Nordamerikaner mit dem Opener "Skymaster" gleich zu Beginn ihre Visitenkarte ab. Zählt dieser zwar noch nicht zu den ganz großen Highlights der CD, vereint der Song jedoch schon in diesen ersten vier Minuten des Albums alle Trademarks der Band. Was diese "Trademarks“ denn nun sind? Nun ja, von allen obengenannten Referenzen ein bisschen sozusagen.
Dort wären die epische und gut umgesetzte Orchestrierung a la EPICA, die hochmelodischen Hooks, welche teils auch vom neuen IN FLAMES-Album stammen könnten, und die quasi obligatorische Ähnlichkeit zu den schwedischen ARCH ENEMY, vor denen sich gerade Gewaltröhre Viky nicht verstecken muss. Mit dem kleinen, aber feinen Unterschied, dass sich KARKAOS nicht scheuen, auf einen nicht gerade geringen Anteil an Clean Vocals zurückzugreifen. Dieser ist so hoch, dass man sich während des Hörens unweigerlich fragt, ob das hier Gehörte überhaupt noch als Melodic Death Metal zu betiteln ist.
Hits am laufenden Band
KARKAOS tun aber gut daran, genau diese Linie zu verfolgen, denn "Children Of The Void" strotzt nur so vor Hits und haut mit "Let The Curtain Fall", "Children Of The Void" oder "Tyrants" einen Ohrwurm nach dem nächsten raus. KARKAOS veredeln ihre handwerklich gut gemachten Songs mit frischen, unverbrauchten Melodien, welche fast immer sitzen und nur selten Anlass zu Kritik bieten. Obendrein besitzt die Formation den Mut, die Songstrukturen aufzubrechen und schafft es so, trotz der nicht gerade vor Innovation sprühenden Riffs, immer interessant zu bleiben. Nur "The Beast" fällt im Vergleich zu Liedern wie "Lightbearer" oder "Where Mushrooms Grow" etwas ab, was aber im Schatten der mächtigen Ballade "Bound By Stars" und dem damit verbundenen überwältigenden Abschluss kaum ins Gewicht fällt. Fans von melodischem Metal kommen hier auf jeden Fall auf ihre Kosten.
So ist KARKAOS mit "Children Of The Void" eine Platte gelungen, welche sich keineswegs hinter den „großen“ Veröffentlichungen des Genres verstecken muss. Neben dem guten Songwriting und der famosen Melodieführung rundet insbesondere die zum Sound passende, druckvolle Produktion unter der Leitung von Christian Donaldson and Marco Frechette (THE AGONIST) das Werk ab. Zwar werden KARKAOS dem ein oder andereren trven Death-Metal-Fetischisten insgesamt mit zu viel Weichspüler ans Werke gehen, doch für jeden, der sich nicht mit derartigen Genre-Kleinkriegen abgeben will, ist dieses Album definitiv eine Empfehlung wert.
Die Kanadier legen die Messelatte hoch und werden sich in den folgenden Jahren an "Children Of The Void" (und dem nicht minder guten "Empire") messen lassen müssen. Konkurrenz für Platzhirsch ARCH ENEMY sind KARKAOS in dieser Verfassung auf jeden Fall!
Tracklist
1. Babel
2. Skymaster
3. Kolossos
4. Let the Curtains Fall
5. Pale
6. Children of the Void
7. Rêverie
8. Tyrant
9. Where Mushrooms Grow
10. Lightbearer
11. The Beast
12. Bound by Stars
Band
Vincent Harnois - Guitars, Vocals
Sébastien Belanger-Lapierre - Keyboards
Eddy Levitsky - Bass
Samuel Pelletier - Guitars
Viky Boyer - Vocals
Justine Ethier - Drums