Dark Tranquillity - Character

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Der erste Durchlauf von „Character" gleicht einem vorbeirasenden Zug: Konturen verschwimmen, Bekanntes wird durch den Sog der Geschwindigkeit entfremdet, unwillkürlich weicht man einen Schritt zurück, um nicht erfasst und mitgerissen zu werden.

Dark Tranquillity klingen auf ihrem siebten Studioalbum ungewohnt komplex, schneller und härter als zuvor und insgesamt so vielschichtig und experimentell, dass es einige Zeit braucht, um in die Details des Albums einzutauchen. Im brachialen Wechselspiel prallen Riffs und Melodien aufeinander, umschlingen sich, kämpfen und tanzen miteinander. Song um Song pure Energie, von hervorstechenden Keyboardklängen elektronisch gefärbt und ungekannt stimmgewaltig eingeschrien.

Klaren Gesang sucht man auf dem wiederholt von Frederik Nordström eingeregelten Album ebenso vergebens wie Durchschnitt, vielmehr zeigen Titel wie „Lost To Apathy" oder „Senses Tied" der schwedischen Konkurrenz, wie vielseitig und gleichsam eigen man dem vormals etwas schwächelnden Göteborg-Genre neues Leben einhauchen kann.

Trotz eines fehlenden Hits verleihen die elf qualitativ ebenbürtigen Melodic-Death-Metal-Songs „Character" in meinen Ohren den Status des bis heute besten Werks der seit über 15 Jahren agierenden Schweden.