Lorna Shore - Flesh Coffin Tipp

Lorna Shore - Flesh Coffin
    Deathcore

    Label: Cooking Vinyl / Sony Music
    VÖ: 26.01.2018
    Bewertung:8/10

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Wenn du auf dem Heimweg bist, Kopfhörer aufhast und das neue Album „Flesh Coffin“ von LORNA SHORE hörst, an einer Gruppe Grundschulkinder vorbeiläufst und genau in dem Moment das dringende Bedürfnis verspürst, zu headbangen, ein Kind zu epischer Musik zu vermöbeln oder einfach nur den Kids den Bösen Blick zuzuwerfen, dann ist das die Bestätigung, dass LORNA SHORE mit ihrem zweiten Album verdammt gute Arbeit geleistet haben. Natürlich sage ich stattdessen nur freundlich „Hallo“ und lache innerlich über die Situation.

Mit drei EPs und einem Album haben LORNA SHORE, die 2010 gegründet wurden, vor „Flesh Coffin“ noch nicht wirklich die Aufmerksamkeit der Musikszene erlangen können, was sich nun aber geändert hat. „Flesh Coffin“ wurde von der Band selbst produziert und da steckt eindeutig nicht nur ein Haufen Arbeit drin, sondern auch jede Menge Herzblut. LORNA SHORE kreieren die wundersame Mischung aus Ruhe, Gelassenheit durch Synthies und purer Aggression durch dröhnende Blastbeats. Aber zu dem einzigartigen Sound gehört noch mehr.

Gesanglicher Wahnsinn

Sänger Tom Barber hat eine riesige stimmliche Palette anzubieten, aus der er sich souverän bedient und diese qualitativ dermaßen gut einsetzt. Zu dem mystischen Instrumental kotzt er einem unglaublich viel Text in so geringer Zeit ins Ohr und trotzdem sind die Screams von höchstem Niveau und die Growls bieten besondere Tiefe. Das und die komplizierten Rhythmen aus unzähligen Tempo- und Geschwindigkeitswechseln, die in einer fast unmenschlichen Präzision wie ein Maschinengewehr aus den Lautsprechern hallen, ergeben mit den flirrenden Gitarrenstimmen eine wundervoll befreiende Enge und Schwere, welche einen aber zugegebenermaßen auf den letzten Metern des Albums eher erdrückt.

(Un)totes Genre

Purer Deathcore ist für viele Menschen ein bereits ausgestorbenes Genre, doch LORNA SHORE sind definitiv ein Hoffnungsschimmer. Mit ihren gezielt platzierten und untermalenden Synthies haben sie die Möglichkeit, Melodien hervorzuheben, die bei anderen Bands, die auf Synthies komplett verzichten, nur bei den Gitarren zu finden sind und daher oftmals untergehen.

Die neue Generation

Meine Lieblingstracks auf der Scheibe sind eindeutig „The Astral Awake Of Time“ (der Song macht sogar richtig Spaß) und „FVNERAL MOON“. Beide zeigen, dass LORNA SHORE ein vielversprechender Kandidat für die neue Generation des Deathcores ist. Streckenweise wird man THE BLACK DAHLIA MURDER oder die alten CARNIFEX wiederfinden, jedoch schön verflochten und nicht puzzlehaft zusammenmalträtiert.

Insgesamt muss ich sagen, dass mich LORNA SHORE sehr positiv beeindruckt haben. Dass die Jungs gerade technisch auf solch einem hohen Niveau hantieren, überrascht besonders, da sich dieses seit dem letzten Album drastisch verbessert hat. Da wird definitiv noch mehr Mucke entstehen, die einen mit Haut und Haaren frisst!

Trackliste:

01. OFFERING OF FIRE
02. DENOUNCE THE LIGHT
03. THE ASTRAL WAKE OF TIME
04. DESOLATE VEIL
05. FVNERAL MOON
06. VOID
07. INFERNUM
08. THE//WATCHER
09. BLACK HOLLOW
10. FLESH COFFIN

 

Nana

Stile: Atmospheric Black Metal, Stoner Rock, Melodic Death Metal, Metal-/Deathcore, slavischer Postpunk, Synth-Pop

Bands: Altin Gün, Agar Agar, Boy Harsher, Children of Bodom, Mars Red Sky, John Maus, Lorna Shore, Jonathan Hulten, Myrkur, Molchat Doma, Polyphia