Nach einigen weiteren Durchläufen ist klar, dass auch „The Harvest“ ein echter Knaller geworden ist – vielleicht noch eine Spur besser als der Einstand. Das liegt hauptsächlich daran, dass die Hamburger Death-Metal-Band schlau und präzise dosierte Neuerungen in ihren Sound eingestreut hat, während die bereits von Debüt-Album und vorangegangener EP bekannten Grundpfeiler geblieben sind.
ENDSEEKER öffnen ihren Stil – ein bisschen
Dass sie nicht auf der Stelle treten wollen, haben die fünf Jungs schon beim Treffen für den ersten Hör betont. Das heißt hier: Nach zwei rasend hämmernden Oldschool-Brechern bekannter schwedischer Schule folgt „Cure“, das mit Rock'n'Roll-Vibe, Midtempo und verhältnismäßig straightem Riffing ziemlich eindeutig auf „Wolverine Blues“ von ENTOMBED verweist. Zwei Titel weiter folgt mit „Whores Of War“ gleich der nächste Song, der im verhaltenen Tempo bleibt. Die Eingangsmelodie erinnert an CARCASS, das weitere Riffing erneut an ENTOMBED.
Guter, alter Schweden-Death ... mit leichten Korrekturen am Sound
Grundsätzlich bleiben ENDSEEKER jedoch im gewohnten Fahrwasser: guter, alter Schweden-Death, wie ihn DISMEMBER und Co geprägt haben. Der Sound ist entsprechend, wobei ich Gitarrist Ben Recht gebe: An ein paar Knöpfchen wurde gedreht, sodass die Gitarrenarbeit etwas transparenter hörbar ist als auf vorherigen Releases. Trotzdem klingt das Ganze natürlich immer noch nach Gruft, Kettensägen und MH-2 … nur ein kleines bisschen besser als früher.
"Symphony Of Destruction" in gegrunzter Fassung
Passend zum erweiterten Spektrum haben ENDSEEKER diesmal keinen Genre-Klassiker gecovert. Die Wahl fiel stattdessen auf „Symphony Of Destruction“ von MEGADETH, dem die Death-Metal-Kur recht gut steht – auch wenn die Neuinterpretation live wahrscheinlich besser zündet als in der Studioversion. Auch dieser Song (vorab auf einer 7‘‘ veröffentlicht sowie auf der Digipak-Version des Albums und bei Spotify zu hören) fügt sich jedoch hervorragend in den insgesamt etwas bunteren Reigen der aktuellen ENDSEEKER ein.
"The Harvest" ist eines der besten Death-Metal-Alben 2019
Die kleineren Anpassungen machen ein ohnehin schon brutal gutes Album abwechslungsreich und spannend. Das Wichtigste sind aber natürlich die Riffs – und die ballern ausnahmslos auf höchstem Niveau. Glückwunsch an ENDSEEKER, die mit „The Harvest“ endgültig vom gut laufenden Hobby-Projekt zum ernsthaften Szene-Player geworden sind. Mit einem der geilsten Death-Metal-Releases 2019 im Gepäck kann es jetzt eigentlich nur noch weiter aufwärts gehen …