Aus zwei mach eins
Meist unterscheiden sich Re-Releases nur qualitätsmäßig vom Original, bei „Primeval“ ist dies nicht der Fall. Das Album kombiniert die beiden 2015 veröffentlichten EPs „Defy The Tyrant“ und „The Primal Chaos“ sowie zwei komplett neue Songs am Ende der Platte. „Defy The Tyrant“ bildet die erste Hälfte des Albums, „The Primal Chaos“ die zweite. Alle Songs wurden für „Primeval“ noch einmal komplett neu aufgenommen und gemixt.
Der Opener „Usurper of the Throne“ ist zwar mit seinen 2:21 Minuten eher kurz gehalten, haut aber dank verbesserter Soundqualität dafür umso mehr rein und macht sofort Lust, mehr zu hören. „Life Suffer“ und „Mortal Abomination“ driften zwar mehr in die thrashigere Richtung ab, kehren aber spätestens beim Chorus wieder zu ihrem charakteristischen Death-Metal-Sound zurück.
Sängerin Larissa Stupar steht dabei ihren stilistischen Kolleginnen Alissa White Gluz (ARCH ENEMY), Tatiana Shmailyuk (JINJER) und ANGELA GOSSOW (Ex-ARCH ENEMY) um nichts nach. Die beiden letzten Songs vom „Defy The Tyrant“-Teil des Albums lassen sich musikalisch im selben Milieu verorten – ein schneller thrashiger Beginn, der sich nach und nach zu einer absoluten Keule entwickelt und so manch anderen Bands den Genres zeigt, wo der Hammer hängt.
ARCH ENEMY trifft CANNIBAL CORPSE
Mit Beginn der „The Primal Chaos“-Hälfte des Albums geht es ans Geknüppel. Die deutlich mehr im Hardcore zu verortenden kommenden vier Songs bieten zwar Abwechslung von der ersten Hälfte, sind sich jedoch untereinander sehr ähnlich. Mit relativ wenig Abwechslung gehen die Songs mal mehr in die melodischere Richtung al á ARCH ENEMY, mal mehr Richtung der charakteristischen tiefen Growls von CANNIBAL CORPSE.
Sängerin Larissa bringt eben diese auf eine Art herüber, vor der man nur den Hut ziehen kann. Das kann wohl nur Corpsegrinder George Fisher höchstpersönlich besser. Nichtsdestotrotz hat diese Albumhälfte ein paar starke Nummern wie „Babylon the Whore“ und „Narcotic“ zu bieten.
Den Abschluss von „Primeval“ bilden die beiden neuen Nummern „Defiant tot he Will of God“ und „Slayer of Holofernes“, welche, wie die Band selbst sagt, einen Ausblick in die Zukunft von VENOM PRISON geben sollen. Erstgenannter überrascht bereits mit einem proggigen Unterton und der ein oder anderen Zeile Clean-Gesang. „Slayer of Holofernes“ brettert dann noch einmal los und haut am Ende die sinnbildliche Tür des Albums komplett aus den Angeln. Wobei das Quintett gerade im Chorus nochmal alles Melodische auspackt, was es hat, und damit einen absolut epischen Schluss setzt.
Fazit
Nicht viele Bands haben den Mut, ihre ersten EPs nochmal neu aufzunehmen und zu einem vollwertigen Album zu verarbeiten. VENOM PRISON haben es mit „Primeval“ geschafft, zwei deutlich unterschiedliche Werke unter einem Hut zu vereinen, ohne dass es zu sehr zusammengewürfelt klingt. Die grundsätzlich eher kurzlebigen Songs machen das Album auf der einen Seite nicht langweilig, lassen aber auch noch Raum für Verbesserungen, was das Songwriting angeht.
Angesichts der Tatsache, dass die Songs aus den Anfangstagen der Band stammen und für „Primeval“ nur noch einmal neu und in besserer Qualität aufgenommen wurden, sei dies den Walisern aber verziehen. Die beiden komplett neuen Songs am Ende holen den Hörer dafür umso mehr ab.
Songempfehlungen
- Defiant to the Will of God
- Slayer of Holofernes
- Narcotic
Trackliste
- Usurper of the Throne
- Life Suffer
- Mortal Abomination
- Path of Exile
- Defy The Tyrant
- Babylon the Whore
- Daemon Vulgaris
- Narcotic
- The Primal Chaos
- Defiant to the Will of God
- Slayer of Holofernes
VENOM PRISON sind
Larissa Stupar – Vocals
Ash Gray – Guitar
Ben Thomas – Guitar
Mike Jefferies – Bass
Joe Bills – Drums