Stil (Spielzeit): Brutal Deathmetal (44:29)
Label/Vertrieb (VÖ): Eigenproduktion (2009)
Bewertung: 6 / 10
Link: http://www.myspace.com/dyingband
Was für ein simpler Bandname... Aber gerade diese bleiben natürlich im Gedächtnis hängen. Und so kam es, dass ich beim Betrachten des brutalen Coverartworks der vorliegenden Scheibe bereits eine ungefähre Vorstellung von dem hatte, was mich gleich erwartet. DYING... Hatte ich auf jeden Fall irgendwo schon einmal gehört - technischer Death, wenn ich mich recht entsinne... Oder verwechsle ich das jetzt grad mit DYING FETUS? Mal sehen...
Das Intro ließ mich dann erst einmal an eine derartige Verwechslung glauben. Man lauscht einem unmenschlich grunzenden Viech, wie es vollkommen unverständlich und von einem stimmungsvollen Herzschlag untermalt der Welt seine Weisheit zukommen lässt. Das legt vorerst die Vermutung nahe, es könne sich bereits um den die folgenden 11 Tracks begleitenden Vokalisten Negro handeln, der hier seine Zuhörer auf die kommenden Pigsqueals oder Froggings vorbereitet. Doch weit gefehlt!
Sobald die Instrumente einsetzen, stehen wieder alle Zeiger auf Deathmetal! Aber hallo... Kein melodiöser Schwedentod oder vergleichbarer Weichspülermetal. Nein, absolut kompromissloser Hochgeschwindigkeitsdeathmetal steht hier auf dem Programm. Die komplette Scheibe über. Ohne Unterbrechung. Entweder man steht drauf oder man kann mit DYING wirklich nicht das Geringste anfangen.
Der Sound ist matschig und laut, rückt kein Instrument in den Vordergrund - oder besser gesagt: alle. Wirklich herausstechend hochwertig klingt das Ganze zwar nicht, bedenkt man jedoch, dass es sich hierbei um eine Eigenproduktion handelt, kann man da auch gerne mal ein Auge zudrücken. Es klingt zumindest brutal! Und das hat bei angegrindeten Deathkapellen wie DYING natürlich oberste Priorität.
Die vier Spanier lassen aber auch wirklich nicht das geringste Bisschen Melodie in ihren Todesbrei einfließen. Fährt das Schlagzeug mal für einen kurzen Moment die Geschwindigkeit ein Stück weit runter, um dem Mann an den Stöcken eine kleine Verschnaufpause zu gönnen, dann fällt erst richtig auf, wie schnell die Gitarren schreddern. Dies kommt aber auch nicht allzu häufig vor, denn am guten alten Blastbeat scheinen die Herren einen Narren gefressen zu haben.
Dazu wird in bester BOLT THROWER-Manier durchgehend schön röchelnd und geradezu gequält klingend gegrunzt. Von Variantenreichtum kann auch hier nicht die Rede sein. Braucht doch auch kein Mensch! Oder wer hätte es jemals gewagt, sich über mangelnde stimmliche Abwechslung auf richtungsweisenden Alben wie der großartigen „Mercenary" zu beschweren? Eben. Zumindest niemand, der mit Deathmetal der alten Schule etwas anfangen kann.
Allerdings muss in Bezug auf den eben gezogenen Vergleich gesagt werden, dass DYING sich lediglich stimmlich und generell etwas von der grundlegenden musikalischen und soundtechnischen Richtung her mit den Deathmetalveteranen BOLT THROWER messen lassen können. Vom berühmten Groove der Briten haben DYING wirklich nicht viel übernommen. Wird das Tempo mal für kurze Zeit etwas langsamer gehalten, dann ist es höchstens schleppend oder schlichtweg hart, jedoch nie wirklich groovend. Es klingt allerdings auch nicht nach dem Versuch, Groove zu erzeugen. Die spanischen Bolzer wollen nur eines rüberbringen: Brutalität! Und das gelingt.
Textlich hält man sich größtenteils an (anti-)religiöse Themen - Gott ist Mist, Satan ganz in Ordnung... Aber auch einige realitätsnahe Gewaltdarstellungen mit anprangerndem Unterton haben ihre Daseinsberechtigung im lyrischen Nähkästchen von DYING gefunden. Genau diese Art von unzufriedener Poesie hatte ich auch erwartet, als mir die ersten knüppelharten Töne dieses spanischen Brutal-Death-Brockens entgegenschlugen.
Fassen wir also zusammen: Deathmetal für die härtere Fraktion! Anhänger von CHILDREN OF BODOM oder so sollten vorsichtshalber ihr Schnuffeltuch bereithalten...