Maim - From The Womb To The Tomb

maim_fromtomb

Stil (Spielzeit): Oldschool Deathmetal (35:27)
Label/Vertrieb (VÖ): Soulseller Records (03.04.09)
Bewertung: 4 / 10

Link: http://www.myspace.com/maimdeathmetal


Alter Schwede... Kaum zu glauben, dass es immer noch Bands gibt, die sich so mit Haut und Haaren dem alten schwedischen Deathmetal der 80er Jahre verschrieben haben. Nichts gegen die alte Schule, aber könnte man die damaligen Spielweisen nicht wenigstens mit einem modernen Sound aufpeppen? Ich glaub, ich bin einfach zu jung für den Kram... Ich würde nicht so weit gehen, zu behaupten, MAIM würden wirklich schlecht klingen - ich versuch's mal diplomatisch auszudrücken: MAIM klingen obsolet.

Nach einer kurzen Belehrung über die erfolgreiche Beseitigung eines Zombies hauen uns die vier Schweden ein dermaßen roh klingendes Brett um die Ohren, dass ich doch tatsächlich verleitet war, mich noch einmal von der Korrektheit des Releasedatums zu überzeugen. Tag, Monat und Jahr mögen ja richtig sein - aber stimmt auch das Jahrzehnt? Aber es ist wahrhaftig so: Todesmusikanten MAIM haben auch heute noch einfach nur Bock auf damals. Die gute, alte Zeit halt...

Doch genau daran werden sich die Geister scheiden. Es gibt sicherlich genügend jung gebliebene, mittlerweile geheimratseckige Anhänger des alten schwedischen Deathmetals à la REPUGNANT oder vergleichbarer Bands, um auch für MAIM eine angemessene Anhängerschaft zu bilden. Ich behaupte jedoch jetzt einfach mal, dass 95% der nach 1970 geborenen Deathmetal-Fans heutzutage schlichtweg größere Erwartungen an den Sound einer Band haben werden. Diese Erwartungen können unsere altmodischen Krüppel mit diesem Release jedenfalls nicht ansatzweise erfüllen.

Wer also sein Hauptaugenmerk auf den Klang einer Band legt und dann noch womöglich eine gewisse Einzigartigkeit erwartet, der kann diese Scheibe mit ruhigem Gewissen ungehört an sich vorbeiziehen lassen. Die Gitarren klingen rau und kantig. Erst schreddern sie drauf los, um im nächsten Moment schleppend zu wimmern und zwischendurch zu einem quietschenden Solo gezwungen zu werden. Dazu rumpelt wild ein ungebändigtes Schlagzeug, welches irgendwie den Eindruck vermittelt, es würde bald zusammenbrechen. Der verhältnismäßig hoch angesetzte Fusselbass gibt dazu passend sein bestes, der ganzen Geschichte ja nicht zu viel Druck zu verleihen. Denn ein druckvoller Sound ist bloß etwas für diese befremdliche moderne Gesellschaft, die musikalische Bastarde zeugt und mit der MAIM scheinbar nicht das Geringste anfangen können.

Shouter Rikard gibt seine keuchenden „Pukes", wie er sie selber bezeichnet, in einer Art und Weise zum besten, die all diesem neumodischen Firlefanz ein schnörkelloses „Fuck you" geradezu bildlich ins Gesicht schleudert. Lyrisch werden selbstverständlich diverse Todesarten behandelt. Keine Frage. Dies wird ebenso selbstverständlich mit einer Menge Hall, ansonsten aber keinerlei Effekten bewerkstelligt. Es klingt, als ob der grimmige Oraloutputter in einer riesigen, leeren Halle steht - möglicherweise ein Livemitschnitt des ersten MAIM-Konzertes in einer Welt, in der die alten Werte verloren gegangen sind? ;-)

Naja, ich will jetzt auch nicht zu sehr gegen die alten Schweden (ich liebe diese Redensart im aktuellen Zusammenhang!) wettern, denn welcher echte Deathmetalfreak hört sich nicht gerne hin und wieder noch eine der guten, alten DEATH- oder REPULSION-Scheiben an? Ich jedenfalls schon - doch wünsche ich mir auch jedes Mal auf's neue, die würden noch einmal im neuen Soundgewand aufgenommen werden. MAIM wünschen sich das nicht. Soviel steht fest.

Man kann also immerhin sagen, diese Band weiß 100%ig, was sie will, und das bringt sie auch rüber. Sie polarisiert halt damit - entweder man kann etwas damit anfangen oder nicht. Dementsprechend müsste ich als Kompromiss aus 10 und 0 Punkten gerechterweise eigentlich 5 verteilen, doch um meinen eigenen Standpunkt dazu zu verdeutlichen, ziehe ich einen Punkt ab. Dann will der Papa aber auch nichts mehr hören!

Anspieltipp ist übrigens die verhältnismäßig groovende Coverversion von AUTOPSY's „Ridden with desease"!