Stil (Spielzeit): Deathmetal (43:56)
Label/Vertrieb (VÖ): Noise Head Records (09.03.09)
Bewertung: 8 / 10
Link: http://www.myspace.com/necropsynrnberg
Muss... mehr... NECROPSY... hören... Irgendwie erzeugt diese Scheibe eine hypnotische Wirkung auf mich. Die sich wiederholenden Textpassagen setzen sich wie eine Art Mantra in meinem Kopf fest und verweilen dort, bis sie vom darauffolgenden Track und dessen seltsam fesselndem Refrain abgelöst werden. Das Ganze wirkt schon etwas eigenartig, weiß aber absolut zu überzeugen.
Auf den ersten Blick mag es wie handelsüblicher, überdurchschnittlicher Deathmetal rüberkommen, doch bereits vor Ende des genau sechsminütigen Openers „All the grief" sieht man sich gefangen in der wundersamen Welt von NECROPSY. Und diese Welt wirkt ebenso faszinierend wie bedrohlich - wie eine Art Irrgarten, aus dem es kein Entkommen gibt. Also lässt man sich fallen in die tätowierten Arme der vier Nürnberger und gibt sich deren düsteren Klängen hin. Frontmann Chriggy lässt uns im finsteren Flüstergrunzton seine Weltanschauung zukommen und scheut dabei auch vor melodischen Ansätzen nicht zurück. Das Hauptaugenmerk wird hierbei genreuntypisch mal nicht auf pure Aggression und Brutalität gesetzt, sondern vielmehr wird der Versuch gestartet, eine gewisse Stimmung zu erzeugen. Eine beklemmende Stimmung, welche man visuell am besten von Meister Romero hätte darstellen lassen.
Die Scheibe kommt komplett ohne Horrorfilm-Intros aus, da die Musik an sich schon als Soundtrack für ein beliebiges Splatterfilmchen hätte herhalten können. NECROPSY of the dead! Ein dreiviertelstündiger Albtraum, der alle Fans von „GRAVE of the living dead", „CARCASS on Elm street" und „ASPHYX der Teufel" begeistern wird. In den Hauptrollen begeistern schleppende bis treibende Drums, schwerwiegende, rhythmische Bratgitarren und mitreißende Doublebaseattacken. In kleineren Nebenrollen überzeugen vereinzelt eingestreute hohe Töne, melodische Soli und seltene, kurze Blastbeats. Die hier erzählte Geschichte erfüllt sämtliche im Vorwege an die Autoren gestellten inhaltlichen Ansprüche und vermag das Publikum ohne überraschende Wendungen oder eine komplexe Storyline bei der Stange zu halten.
Was uns mit „Deathprayer" vorgesetzt wird, ist tatsächlich sein Geld wert. Ein aus der breiten Deathmetalmasse herausragender Dorn, welcher sich schmerzhaft in den Fuß bohrt und sogleich eine mittelschwere Entzündung entfacht, von der man sich nicht so schnell erholt. Das allgemein langsame instrumentale Tempo in Verbindung mit der fesselnden stimmlichen Darbietung, welche auf eine recht ungewöhnliche Weise Monotonie und Melodie miteinander verbindet, ergibt ein klares Gesamtbild. Dieses wird durch den fetten, basslastigen Sound, der die einzelnen Instrumente sehr gut voneinander abhebt, perfekt abgerundet.
Wer also auf doomigen Todesmetall steht, der Hochgeschwindigkeit und Aggressivität den unzähligen Kollegen aus diesem musikalischen Sektor überlässt und sich in seiner eigenen kleinen, düsteren Nische eingerichtet hat, der greife ohne Bedenken zu NECROPSY. Die 2001 gegründete Combo, in der mittlerweile kein einziges Gründungsmitglied mehr verweilt, bedient jedes geneigte schwarze Herz mit einer stimmungsvollen Ansammlung von Deathmetal-Ohrwürmern, die sich echt gewaschen hat. Daher auch der klare Sound. Dieser sorgt dafür, dass die Basedrum, welche wohl die am schnellsten eingespielte instrumentale Komponente darstellt, wie ein vollautomatisches Gewehr die Gehörgänge durchlöchert. Das dient jedoch hauptsächlich als Sperrfeuer, um dem tonnenschweren Riffing von Saitenschneider Lars Lüttge freie Bahn in die Magengrube zu gewähren.
Als negativen Aspekt könnte man wie bei so vielen ansonsten hochwertigen Releases die mangelnde Abwechslung anführen, da das musikalische Konzept hier ohne großartige Schlenker straight durchgezogen wird. Auch die mitreißenden Gesangslinien wiederholen sich leider teilweise songübergreifend. Doch hört man sich dann noch einmal den Titeltrack oder das groovende „Last revenge" an, ist sofort wieder jeder negative Gedanke verschwunden. Permanentes Kopfnicken ist nun mal Gift für's Denken...