Lay Down Rotten – Gospel Of The Wretched

laydownrotten

Stil (Spielzeit): Deathmetal (44:08)
Label/Vertrieb (VÖ): Metal Blade Records (08.05.09)
Bewertung: 7 / 10
Link: http://www.myspace.com/mylaydownrotten


Geht ins Ohr, bleibt im Kopf… Nun gut, die mit tonnenschweren Eiern ausgestatteten Hessen LAY DOWN ROTTEN mit einem Radio-Slogan zu beschreiben, mag irgendwie unpassend wirken. Stellt man sich bezüglich des einleitenden Satzes jedoch die rostige Klinge eines mittelalterlichen Dolches vor, liegt der Vergleich zu den fünf Death-Jüngern nicht mehr allzu fern. Wie schmutziger Stahl, der die aurale Eintrittswunde stark entzündet und von Würmern befallen zurücklässt, bohrt sich der aktuelle Nackenbrecher „Gospel of the wretched“ in den Kopf. Dazu scheinen die melodischen Akustikklingen unserer Lieblings-Dahinrottenden mit fiesen Widerhaken ausgestattet worden zu sein, denn der Versuch, sich von dem schmerzenden Fremdkörper wieder zu befreien, ist spätestens nach dem groovenden Killerriff im zweiten Song „Thy won’t be done“ zum Scheitern verurteilt.

Für die bemitleidenswerten Herrschaften von der Rückseite des Mondes, welche von LAY DOWN ROTTEN noch nie etwas gehört haben: Man nehme eine große Portion AMON AMARTH, strecke sie zunächst mit einer Prise BOLT THROWER’scher Heavyness, garniere das ganze mit einigen Anleihen aus dem allgemeinen Core-Bereich und würze es zu guter letzt mit einem ordentlichen Schuss todesmetallischem Gefühl der Marke DISBELIEF. Man sollte diesen derben Auflauf jedoch vor dem Verzehr etwas abkühlen lassen, da er merklich lange in Dan Swanös soundtechnischem Ofen gebrutzelt hat. Das dadurch entstandene basslastige Klanggewitter lässt eigentlich kaum Wünsche offen. Nun gut, der eine oder andere Anhänger von musikalischer Brutalität mag sich an der Tatsache stören, dass einem das hier vorgesetzte Gericht auf Knäckebrot serviert wird... Dieser nicht gerade subtile schwedische Einfluss lässt insgesamt ein wenig Härte vermissen und macht das aktuelle Release der Hobbyköche auch für Freunde der etwas leichteren Linie interessant.

Das soll jedoch nicht bedeuten, dass hier grundlegend weich gespült wird! Hauptvokalist Jost „Little“ Kleinert versteht sein Hand- bzw. Mundwerk und brüllt uns mit einer Intensität ins Gesicht, dass man sich beinahe direkt angegriffen fühlen könnte. Man springt hier nicht auf den neumodischen Pigsqeal-Zug auf und lässt auch effektüberladene stimmliche Mitfahrgelegenheiten weitestgehend aus. Stattdessen verlässt sich Herr Kleinert voll und ganz auf sein voluminöses Organ, welches sich in Sachen Inbrunst durchaus mit Genregrößen wie Akerfeldt oder Benton messen kann.

Für einige Songs hat man sich dann noch Verstärkung ans Mikro geholt. So sind Marc Grewe (MORGOTH), Martin van Drunen (ASPHYX) sowie Produzent Dan Swanö (EDGE OF SANITY) in jeweils einem Song zu hören. Etwas überflüssig, wie ich finde, denn wirklich herausstechen tun die fremdgehenden Gesangsparts nicht. Das hätte man auch ebenso gut selber eingrunzen können. Doch namhafte Gaststars machen sich natürlich in jedem Booklet gut und dienen in Reviews so manchem unentschlossenen Metalhead als Kaufanreiz. Stört ja auch nicht.

Auch der Rest der Band hat artig seine Hausaufgaben gemacht. Spieltechnisch scheint man sich immer mehr in Richtung Melodie zu bewegen – wo soll das noch enden? Ungewiss. Angefangen hat dieser Weg jedenfalls bereits im Jahre 2003 mit dem Debutalbum „Paralyzed by fear“, welches bereits die grobe Richtung vorgab. LAY DOWN ROTTEN stand schon immer mehr für Melodie als für Gebolze. Wenn auch der Bandname musikalische Erzeugnisse der etwas härteren Gangart erwarten lässt, so haben sich die Hessen doch stets dieser Schiene ferngehalten und getreu dem Motto „Thor statt Gore“ lieber etwas majestätische Wikingerattitüde in ihren Todesblei einfließen lassen. Ob Thor’s Hammer im direkten Zweikampf gegen den gemeinen Extrem-Metal-Knüppel tatsächlich gewinnt, bleibt jedem selbst überlassen.

Ich persönlich würde ja immer eher auf den Knüppel setzen, deshalb vergebe ich auch „nur“ 7 Punkte. Ein Rezensent, welcher die komplette AMON AMARTH-Diskographie sein eigen nennt, hätte hier möglicherweise die Höchstwertung springen lassen...