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Da hat sich etwas verändert. Seit den Neunzigern als LEGACY im deutschen Untergrund unterwegs, heißt die Truppe heutzutage DEAD EYED SLEEPER und hat das zweite Scheibchen zur Welt gebracht. Dann spielen noch zwei der Musiker bei den Doomern von AHAB und mit dem Hinweis auf das Fremdwort im Albumtitel verrate ich schon mal, dass diese Platte nicht zum Einschlafen oder reinen Schädelkreisen gedacht ist.
Durch subtil verstörende Geräuschkulisse herangeführt kommt der Blastbeat. Nun wird es tödlich, höllische Growls von Nichtentitäten laden ins Gemetzel ein. Aber so einfach wird es einem doch nicht gemacht.
Schon im Opener demonstrieren DEAD EYED SLEEPER, dass es nicht nur auf die Nüsse gehen soll. Plötzlich wird man aus dem schummrigen Blutgericht gerissen, es wird abgefahren gejazzt und gekrächzt, da kreuzt eine orientalisch angehauchte Melodie das Geschehen. Um nicht zu viel Verwirrung zu stiften, gehen die Jungs wieder ins Unterholz bis der atmosphärisch langsame Übergang in den nächsten Song kommt.
Spätestens in „Cage Of Immaturity" wird dem Hörer klar, so nebenher die Haare schwingen ist nur teilweise drin. Atonale Riffs oder Klampfengebretter der schrägen Art gibt es ja durchaus im Bereich Todesblei. Doch wenn man durch diesen Wald latschen will, muss man gut aufpassen, dass man nicht über Wurzeln stolpert oder gegen einen Baum rennt. Der Schalter von brutalen Kanonenschüssen zu ungewöhnlichem Rhythmus-Gehopse mit starkem Bass ist schnell umgelegt.
Doch trotz Komplexität zeigt der Aufbau des Albums eine Struktur auf, die hörbar umgesetzt ist. Neun Songs sind in jeweils drei Kapitel aufgeteilt („Enclosure", „Transformation" und „Exit"). Dementsprechend gibt es auch Spannungsbögen, die zwar nicht immer an diese Vorgaben angelehnt sind, aber einem die Aufmerksamkeit schon fast aufzwingen.
Nachdem es zu Beginn abschnittweise ziemlich anstrengend klingt, kommt im dritten Track der einfacher gestrickte Kopfschüttler zum Zug. Und um die Metamorphose fortzusetzen, spielt im folgenden Song der Schlagzeuger - Achtung! - Cello. Zunächst als ein nicht unübliches akustisches Intermezzo aufgebaut, komplettiert eine Gast-Geige das Streicher-Duett. Der Drama-Faktor steigt deutlich an. Es schließen sich Riffs an, die tonnenschwer im Doom-Tempo von klagenden Leads flankiert werden.
Immer wieder wird natürlich auch der Knüppel aus dem Sack geholt, weshalb man sich nicht von dem Titel „The Sleep" irreführen lassen sollte. Hier würde „Alptraum" eher passen. Was genau mit der Gitarre passiert weiß ich nicht, mit welchen Gegenständen da drauf gehauen wird, aber es hört sich etwas verstörend an. Zum Glück - für den gesunden Schlaf - prügeln die Jungs recht bald wieder im konventionellen Stil, so dass der Gehörgang sich entspannen kann.
„Enigmatic Conniption" leitet den dritten Abschnitt der Platte ein, den man auf einem Tech-Death-Album mit einigen hübschen Melodien versehen sehr gut unterbringen könnte. Je nach Definition würde ich hier sowieso das Attribut „technisch" oder zumindest „progressiv" anbringen (wie ich es auch getan habe). So werden auch im tragischen Abschluss „Outstripping The Meander" nochmals die Streicher eingesetzt, der nicht pompös wirkt, da ja keine Orchestrierung einer Symphonie dahingeklebt wird.
Wer sich also auf einfaches Geballer mit dauernder Schuppenflug-Garantie freut, ist hier eher fehl am Platz. DEAD EYED SLEEPER schustern ziemlich viel zusammen: Schräges Zeug á la ILLOGICIST, dramatische Atmosphäre wie man sie von DISBELIEF kennt, doomig schleppend, drückend oder auch einfach aufs Maul. Der Stoff ist wirklich nicht ganz einfach - für manch einen vielleicht auch zu viel - aber ich finde, wenn man sich darauf einlässt, kann man einiges aus der Scheibe rausholen. Was auch immer - und das meine ich positiv.